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26.01.13 / Dem Fiskus einen Schritt voraus / Trotz Jagd nimmt die weltweite Flucht vorm Finanzamt zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Dem Fiskus einen Schritt voraus
Trotz Jagd nimmt die weltweite Flucht vorm Finanzamt zu

Das eine bedingt das andere: Je schärfer Staaten aus akuter Geldnot die Steuerschraube anziehen, desto größer wird der Wunsch, sein Geld in Sicherheit zu bringen – auch wenn die Luft vor allem in Europa inzwischen dünner geworden ist.

Die Hatz auf Steuerflüchtlinge hat wegen der knappen Kassen zugenommen. Doch die Karawane zieht nach dem Motto weiter: Weil es Steuerwüsten gibt, leben die Oasen. Und was der Finanz-Elite die Steueroase ist, wird für den kleinen Mann die Schwarzarbeit. Allein in Deutschland wird der Umsatz der Schattenwirtschaft auf 70 bis 300 Milliarden Euro Umsatz im Jahr geschätzt.

Die unterschiedlichen Steuersysteme in Europa begünstigen den Exodus der Gelder aus Krisenländern. Vor allem Griechen nutzten dies im vergangenen Jahr in zunehmendem Maß. Die Nachfrage nach teuren Immobilien in der Londoner City nahm sprunghaft zu. Ins benachbarte Bulgarien mit halb so hohen Steuersätzen wurden zahlreiche griechische Firmen umgesiedelt. Deutsche versuchten derweil aus der Fahndungsfalle Schweiz ihre Vermögen nach Ostasien umzulagern. Sofort verhandelte der deutsche Fiskus mit Singapur. Aber da gibt es noch Schlupflöcher in Hongkong, Labuan und im Pazifik.

Der ehemalige deutsche Finanzminister Hans Eichel (1999– 2005) brachte es auf den Punkt: „Steuerflucht ist für manche Staaten in Europa ein Geschäftsmodell.“ So trug etwa in Zypern der niedrige Satz der Körperschaftssteuer maßgeblich dazu bei, dass der Finanzsektor des Inselstaates etwa ein Viertel der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmacht.

Jahrelang fuhr die Motorjacht „Imme“ für einen deutschen Unternehmer vom tunesischen Port el Kantaoui nach Malta. Der Grund: Der Skipper aus Bremen schaffte die in Nordafrika erwirtschafteten Schwarzgelder in die Sicherheit der kleinen Republik. Auch das ist Steuerflucht und gleich zweimal: einmal aus Tunesien und zum anderen aus der Bundesrepublik. Zuverlässige Jachtkapitäne stehen in vielen Häfen zur allfälligen Verfügung. In Mailand existiert eine Organisation, die Gelder nach Lugano schafft. Der Hinterzieher liefert Bargeld ab und kann schon kurze Zeit später im Tessin über das Geld verfügen. Das Ausmaß im Fall Spaniens und Portugals wird anhand der Zahlen der Zentralbanken deutlich. Die Einlagen bei den Banken Spaniens sanken 2012 beispielsweise um 86 Milliarden, die Fluglinie dieser Zugvögel zielt auf die Schweiz.

Angesichts eines weltweiten Volumens der Fluchtgelder in Höhe von geschätzten 23 Billionen Euro ist es nur zu verständlich, dass sich die Beteiligten den Kuchen nicht von Finanzministern und Fahndern wegnehmen lassen wollen. In Indien wird derzeit gegen einen Unternehmer ermittelt, der 2,3 Milliarden Euro in die Schweiz geschafft haben soll, die Provision für die Fluchthelfer dürfte entsprechend saftig gewesen sein. Also ersinnen sie stets neue Routen und Modelle. Unkontrollierte Schließfächer etwa sind bei den Eidgenossen längst Mangelware geworden.

Allerdings haben die klassischen Vorlagen trotz aller Tricksereien ausgedient. Das bekamen vor allem die Schweizer Banken zu spüren. Deutschland und die USA nahmen die Eidgenossenschaft derart in die Zange, dass deren erzwungene Weißgeldstrategie den Finanzplatz schwächen dürfte. Die Politik dürfe nicht einfach dem Druck des Stärkeren nachgeben, klagten vor Kurzem Genfer Privatbankiers. Immerhin lagern in Helvetien zusammen mit den sogenannten Depots rund zwei Billionen Euro ausländischer Anleger. Es sind zwar nicht alles Fluchtgelder, aber die laufenden Attacken auf das Bankgeheimnis und die Daumenschrauben der US-Justiz verunsichern die Anleger und führten bereits zu Milliarden-Abflüssen. Joachim Feyerabend


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