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26.01.13 / Durch Weglassung geschönt / Chinesische Wachstumszahlen berücksichtigen weder Umweltschäden noch Inflation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Durch Weglassung geschönt
Chinesische Wachstumszahlen berücksichtigen weder Umweltschäden noch Inflation

Wenigstens in einem ist sich die Fachwelt einig: Wenn auch das seit 30 Jahren prosperierende China in eine echte Wirtschaftskrise rutscht, dann reißt das Riesenreich die gesamte Welt in ein schwarzes Loch. Umso aufmerksamer verfolgen die Menschen überall auf dem Globus, wie es um den gelben Giganten steht.

Die Nachrichten verwirren: Warnungen vor einer konjunkturellen Krise in China werden immer wieder von euphorisch stimmende Zahlen scheinbarer Schwarzseherei überführt. So meldete Chinas Führung für den Dezember einen Anstieg seiner Exporte um 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Alles in Butter? Eine wachsende Zahl von Fachleuten misstraut den Daten aus Peking. Was beispielsweise die Exporte angeht, berichten die „Deutschen Wirtschafts-Nachrichten“ („DWN“) von einem bizarren Trick, der die Zahlen des Außenhandels aufhübscht, ohne dass je wirklich Waren ein- oder ausgeführt werden. Ein chinesisches Unternehmen biete, so die „DWN“, „Ein-Tages-Touren“ an, bei denen Produkte chinesischer Hersteller lediglich in ein Freizolllager verbracht würden, wo dem Produzenten die Mehrwertsteuer erstattet werde. Danach würden die Container wieder ins chinesische Zollgebiet zurückgefahren, in dem sie – nunmehr als Importware deklariert – sogar höhere Preise erzielen könnten. Bekannt ist, dass die chinesischen Konsumenten, selbst gebrannte Kinder der grassierenden Produktpiraterie in ihrem Land, Importprodukten oft mehr Vertrauen entgegenbringen als heimischer Ware. Damit ließe sich der höhere Preis erklären. Vor allem aber steigert dies in der Statistik die Außenhandelszahlen beim Im- wie beim Export, ohne dass die betreffenden Waren China je verlassen hätten.

Jedoch nicht allein die offiziellen Daten über den Außenhandel erwecken wachsendes Misstrauen. Auch das staatlicherseits angegebene Wirtschaftswachstum trifft auf Misstrauen. Kritiker verweisen auf ein Problem, das es Anfang dieses Monats weltweit in die Schlagzeilen brachte, als die Smogbelastung in Peking und anderen großen Städten Werte erreichte, die selbst im ökologisch leidgeprüften China alles bislang Bekannte in den Schatten stellte: In Chinas Wirtschaftswachstum, das seit vielen Jahren kaum je unter die Marke von sieben bis acht Prozent rutschte und oft den zweistelligen Bereich erklimmen konnte, seien die Umweltschäden überhaupt nicht berücksichtigt. Stelle man diese in Rechnung, so schätzen Experten, schrumpfe das Wachstum auf etwa fünf Prozent.

Wie die chinesischen Behörden mit dem Problem umgehen, zeigt sich dieser Tage in Peking. Trotz Smog-Desaster musste kein Industriebetrieb seine Produktion herunterfahren, wurden keine Fahrverbote erlassen. Hauptsache, die Wirtschaft läuft rund, koste es die Umwelt, was es wolle. Doch auch Umweltkosten sind, wie Schulden, nur aufgeschobene Kosten. Sie holen den Verursacher irgendwann ein, wie die europäischen Länder seit den 1960er Jahren erleben mussten, als Investitionen etwa zur Luftreinhaltung oder zur ökologischen Wiederbelebung der Flüsse nötig wurden.

Zudem kritisieren Wissenschaftler die Art der Erhebung der chinesischen Wachstumszahlen an sich. Sie würden nicht in angemessener Weise mit der Inflationsrate abgeglichen.

Auf geschönte Zahlen deutet auch der Abgleich mit anderen Indikatoren hin, die ebenfalls Aufschluss geben über das Wirtschaftswachstum. So soll Chinas Wirtschaft im vierten Quartal 2012 um 7,8 Prozent gewachsen sein. Die „DWN“ zitieren einen Wissenschaftler, der darauf hinweist, dass die Stromproduktion im gleichen Zeitraum aber zurückgegangen sei, auch der Einkaufsmanagerindex sei rückläufig gewesen. Das jedoch ist bei einem Wachstum von 7,8 Prozent kaum vorstellbar.

Statistische Tricks, Umweltkosten und zudem die massive Korruption eingerechnet kommt der US-Ökonom Frank Tian Xie laut der Zeitung „The Epoch Times“ gar zu dem Schluss, dass Chinas Wirtschaft nicht nur nicht so stark wachse, wie angenommen, sondern gegenwärtig sogar stagniere. Zudem ist auch die chinesische Wirtschaft von einer rapide wachsenden Verschuldung angetrieben, die sowohl die (immer noch überwiegend staatlichen) Unternehmen betreffe wie den Staat und Privathaushalte. Auslöser für einen großen Knall könnte wie in anderen Ländern das Platzen der Immobilienblase sein, die in den rasch wachsenden Zentren des Landes unübersehbar wächst.

Wohlhabende Chinesen scheinen die pessimistische Sicht zu teilen. Kanadische Behörden melden einen rasanten Anstieg der Zahl von Chinesen, die Geld in Koffern und Taschen nach Kanada schmuggeln. Die Kapitalausfuhr ist in China begrenzt auf umgerechnet rund 38000 Euro pro Jahr und Person, so dass die simple Überweisung größerer Beträge ausscheidet. Im westkanadischen Vancouver kaufen sich viele reiche Chinesen Immobilien. Die Stadt ist für Chinesen besonders attraktiv, weil es dort schon seit Langem eine derart starke chinesische Kolonie gibt, dass die übrigen Kanadier die Stadt scherzhaft „Hongcouver“ getauft haben. Hans Heckel


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