© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-13 vom 26. Januar 2013

Total degeneriert
Österreicher rechnet mit der Gesellschaft ab

Wie schwach sind wir schon? Diese Frage stellt der Autor und promovierte Soziologe Rudolf Moser den Lesern auf den ersten Seiten seines Buches „Die verrottete Gesellschaft“. Erschrocken stellt der Leser fest, dass die meisten Sachverhalte, die Moser für Österreich beschreibt, auch für Deutschland gelten können. So ist die Arbeit Mosers für bundesdeutsche Leser auch von großem Interesse. Das im Wiener Zur Zeit Verlag erschienene Buch analysiert glasklar wie Beliebigkeit, Leistungsverweigerung, Erosion traditioneller Werte, Massenzuwanderung und „political correctness“ unsere Gesellschaft bereit machen für die „Übernahme“ durch fremde Zuwanderer aus islamisch geprägten Ländern.

Breiten Raum in seiner Analyse nimmt die Zerstörung der Familie ein. Darin sieht er eine der Hauptursachen für die schwindende Widerstandskraft unserer Gesellschaft. „Die Gesellschaft von morgen braucht starke Persönlichkeiten in einem starken Gruppenverband, welche im Kampf der Kulturen bestehen können, denn sonst wird diese zu Dekadenz neigende westliche Gesellschaft unweigerlich untergehen, genauso wie dies Oswald Spengler in seinem monumentalen Werk ,Der Untergang des Abendlandes‘ diagnostiziert hat.“ Wir machen nicht mehr „Urlaub“, sondern haben den „ganzen Tag Spaß“. Da, wo Ernsthaftigkeit fehlt, geht das Gefühl dafür verloren, wenn Gefahren drohen.

Welche Auswirkungen die Verehrung von Deserteuren für die Verteidigungsfähigkeit eines Landes haben kann, steht für den Autor außer Zweifel. Auch die Wehrpflicht spielt eine ganz wesentliche Rolle, denn nur wenn das „ganz Volk“ bereit ist, das Land zu verteidigen, ist mit einem Erfolg zu rechnen. Immerhin gab es in Österreich noch genügend Widerstand gegen die Abschaffung der Wehrpflicht. Da ist Deutschland schon „weiter“.

Seine Darstellungen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der Sozialisten, der SPÖ, lassen sich indessen mühelos auf die Deutsche CDU und die SPD übertragen. Allerdings weicht die Beschreibung der tragenden Kräfte der ÖVP in einigen Teilbereichen (Bedeutung der katholischen Studentenverbindungen für die Rekrutierung des Parteinachwuchses) von der bundesdeutschen CDU ab, was aber für den deutschen Leser eher beängstigend denn beruhigend ist. Zudem gibt es eine eurokritische Partei in Österreich im Bundesparlament, während in Deutschland diese 20 bis 30 Prozent der Wahlbevölkerung keine Vertretung haben. Mosers Ausblick in die Zukunft ist – wenn keine grundlegende Änderung eintritt – nicht optimistisch. Hans Lody

Rudolf Moser: „Die verrottete Gesellschaft“, Zur Zeit W3, Wien 2013, 296 Seiten, 19,99 Euro