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02.02.13 / Zerstörerische Sparsamkeit / Berlin versinkt im Wasser, weil Senatspolitik die Preise hochtreibt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Zerstörerische Sparsamkeit
Berlin versinkt im Wasser, weil Senatspolitik die Preise hochtreibt

Wasser sparen wird als Tugend gepriesen. In Berlin erweist sich die als ökologisch gepriesene Knauserigkeit indes als Fluch. Aufsteigendes Grundwasser verursacht mittlerweile jährlich Schäden von 90 Millionen Euro an Gebäuden, schätzen Gutachter. Dass die Häuserwände immer öfter aufsteigendes Grundwasser regelrecht aufsaugen, liegt an der Sparsamkeit der Berliner Wasserverbraucher. Im Berliner Urstromtal, das quer durch die Stadt verläuft, steht das Grundwasser ohnehin besonders hoch, im Schnitt nur etwa drei Meter unter der Erdoberfläche. In einzelnen Gebieten stößt man allerdings bereits nach 50 Zentimetern auf Grundwasser.

Für Entlastung sorgten in der Vergangenheit die Wasserwerke, die Berlins Versorgung zu 90 Prozent über Brunnen im Stadtgebiet abdecken. Allerdings wird immer weniger entnommen, so dass das Grundwasser sehr viel stärker als in der Vergangenheit nach oben drückt. Die Schließung von Fabriken, vor allem aber die hohen Wasserpreise und der daher sparsame Verbrauch haben dazu geführt, dass sich die Rohwasserförderung in Berlin seit 1989 fast halbiert hat.

Die hohen Preise sind Folge einer völlig fehlgeschlagenen Privatisierung. Inzwischen ist bei der Wasserförderung fast wieder vorindustrielles Niveau erreicht. Doch eine Umkehr der Politik ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Wenn es nach dem Senat geht, wird sich an den hohen Preisen erst einmal nichts ändern. Zwar liegt vom Bundeskartellamt die Forderung vor, die „missbräuchlich überhöhten“ Preise in drei Jahren um 19 Prozent zu senken – der Senat will die Auflage aber mit einem Trick umgehen: Statt dauerhafter Preissenkungen soll es einmalige Erstattungen an die Kunden geben.

Das Kalkül: Der Senat hofft, einen Prozess gegen das Kartellamt doch noch zu gewinnen und so an den bisherigen Preisen festhalten zu können. Die Knauserigkeit hat gute Gründe. Um die Privatisierung der Wasserbetriebe wenigstens zum Teil wieder rückgängig zu machen, muss Finanzsenator Ulrich Nußbaum 658 Millionen Euro in die Hand bekommen, um dem RWE-Konzern seinen Anteil wieder abkaufen zu können. Finanziert werden soll das aus den Erlösen der neu gekauften Anteile. Im Klartext: Wie bisher sollen die Berliner Verbraucher die Zeche für die völlig missratene Privatisierung der Wasserbetriebe zahlen, derweil die Fundamente der Hauptstadt im Grundwasser versacken. Norman Hanert


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