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02.02.13 / Opfer der Energiewende / Immer mehr Firmen wird das Offshore-Geschäft zum Verhängnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Opfer der Energiewende
Immer mehr Firmen wird das Offshore-Geschäft zum Verhängnis

Gewaltige Zukunftspotenziale“ bescheinigt Bundesumweltminister Peter Altmaier der Offshore-Windenergie. Dennoch bleiben Unternehmen der Branche auf der Strecke oder ziehen sich aus dem Offshore Geschäft zurück. 2010 stieg die SIAG Schaaf Industrie AG in dieses Geschäftsfeld ein und wollte mit der Übernahme der Thyssen Nordseewerke das größte Offshore-Komponentenwerk in Europa mit 700 Angestellten gründen. Einer der ersten Aufträge kam vom Anlagenhersteller Areva Wind. Zusammen mit dem Stahlbauer Weserwind und dem Erndtebrücker Eisenwerk sollte die SIAG Nordseewerke GmbH die 40 Dreibeinfundamente für den Offshore-Windpark „Global Tech I“ bauen. 2012 zeichnete sich jedoch ab, dass die Aufträge nur bis Mai 2013 reichen würden und das Kapital für den laufenden Geschäftsbetrieb fehlt. Letztlich musste Insolvenz angemeldet werden. Das auf die Serienproduktion von Fundamenten und Türmen ausgerichtete Unternehmen stieß mit seinen Überkapazitäten auf ungünstige Rahmenbedingungen. Die Errichtung von Offshore-Windparks geht nämlich langsamer voran als von der Bundesregierung geplant. Durch ungeklärte Haftungsfragen, wer die Risiken bei einer verspäteten Anbindung der Anlagen ans Stromnetz zu tragen hat, verzögert sich der Netzausbau und lässt Investoren beim Einstieg in den milliardenschweren Markt zögern.

Im Vorfeld der Niedersachsenwahl warf der SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil der CDU/FDP-Landesregierung vor, dass sie ein Unternehmen aus einer zukunfts­trächtigen Branche drängen würde, weil das Land keine Kredite bewilligen wollte. Der Europaabgeordnete Matthias Groote (SPD) sah sogar die gesamte Energiewende in Gefahr. Übersehen wurde, dass beispielsweise der Anlagenbauer Nordex sich aus dem Offshore-Geschäft aufgrund des schlechten Verhältnisses zwischen Ertrag und Risiko zurückgezogen hatte. Ordnungspolitische Gründe oder eine verfehlte Unternehmensstrategie bei SIAG wurden aufgrund der bevorstehenden Wahl erst gar nicht angesprochen. Die jetzt anstehende Übernahme der SIAG Nordseewerke durch DSD Steel aus dem Saarland garantiert lediglich den Erhalt von 240 Arbeitsplätzen, weitere 150 will ThyssenKrupp Marine Systems übernehmen. Olaf Lies, designierter SPD-Wirtschaftsminister in Niedersachsen, will die Dauer der Transfergesellschaft für die übrigen Arbeiter von drei auf sechs Monate verlängern und dafür zwei Millionen Euro aus Landesmitteln bereitstellen.

Um den Ausbau der Windparks voranzubringen, beschloss der Bundestag Ende 2012 die sogenannte Offshore-Haftung. Die Entschädigungspflicht bei einer verzögerten Netzanbindung ist auf 17,5 Millionen Euro je Schadens­ereignis gegenüber den Windparkbetreibern begrenzt, so dass die darüber hinaus gehenden Kosten über eine „Entschädigungsumlage“ auf die Stromverbraucher abgewälzt werden. Dass damit wirklich Planungssicherheit für die Unternehmen besteht, darf angezweifelt werden. Zu überhastet ging die Bundesregierung die Energiewende an und vergaß dabei, einen vernünftigen ordnungspolitischen Rahmen zu setzen. Ulrich Blode


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