29.03.2024

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02.02.13 / »Nie wieder Krieg« ist perdu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

»Nie wieder Krieg« ist perdu
von Manuel Ruoff

Die westliche Wertegemeinschaft ist doch verlogen. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts wurden wir im Westen Deutschlands mit dem Bild „Guernica“ konfrontiert. Als allerdings vor zehn Jahren die Führungsmacht des Westens im UN-Sicherheitsrat Stimmung für ihren geplanten Angriff auf den Irak machen wollte, wurde die Kopie im Vorraum des Sitzungssaals verhängt (siehe Seite 10).

Ähnlich paradox verhält es sich mit einem anderen runden Jahrestag, der gerade hinter uns liegt: 50 Jahre Élysée-Vertrag. Wir haben uns in der Bundesrepublik daran gewöhnt, mit Zugeständnissen an Paris, beispielsweise bei der Währungspolitik, der EU-Agrarpolitik oder der Bevorzugung frankophoner Entwicklungsländer durch die EU, die französische Freundschaft beziehungsweise Frankreichs Wohlwollen zu erstreben. Nun kann man durchaus der Ansicht sein, dass der Frieden es uns wert sein sollte, mit Konzessionen Frankreich bei Laune zu halten. Wir erkaufen Frankreichs Freundschaft beziehungsweise Wohlwollen um des lieben Friedens willen. Doch nun wird es absurd. Jetzt sollen wir uns um Frankreichs Freundschaft willen an dessen mehr oder weniger imperialistischen Kriegen beteiligen. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir um des Mittels (Frankreichs Wohlwollen) willen, das Ziel (Frieden) aufgeben sollen. Wenn das nicht widersinnig ist?

Überhaupt wirkt die Erwartungshaltung gegenüber uns Deutschen seitens unserer Freunde im Westen irritierend. Viele Bundesbürger, die in der Nachkriegszeit die Erziehung zum Frieden und die Kritik an der angeblichen Kriegslüsternheit ihrer Nation ehrlich verinnerlicht haben, sind verständlicherweise verblüfft, dass ihnen ihre Friedensliebe nun als Feigheit vorgeworfen wird. Dabei hat das alles System. Es gibt drei Möglichkeiten, wie sich die Deutschen verhalten können: Sie kämpfen gegen den Westen, sie kämpfen überhaupt nicht oder sie kämpfen für den We­sten. Nach den Befreiungskriegen gegen das napoleonische Frankreich, dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und den beiden Weltkriegen herrschte im Westen die Erfahrung vor, dass die Deutschen gegen den Westen und dessen Interessen kämpfen. Von daher lautete die Devise in der von den Westallliierten besetzten AltBundesrepublik: „Nie wieder Krieg.“ Mittlerweile jedoch gelten die Deutschen offenkundig als derart erfolgreich in den We­sten eingebunden, um nicht zu sagen domestiziert, dass diese Tradition beendet scheint, sich der We­sten kämpfende Deutsche nur noch an seiner Seite und in seinen Diensten vorstellen kann. Folgerichtig lautet die von den ehemaligen Kriegsgegnern vorgegebene Devise an die Deutschen nun: „The Germans to the Front“ (Die Deutschen an die Front).


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