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02.02.13 / Am Anfang war der Strich / Am Computer zum Leben erweckt: »Pixar«-Welt in Hamburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Am Anfang war der Strich
Am Computer zum Leben erweckt: »Pixar«-Welt in Hamburg

Als 1995 mit „Toy Story“ der erste vollständig am Computer entstandene Animations­film ins Kino kam, stöhnten viele auf. Das gute alte Kunsthandwerk des Trickfilms würde es bald nicht mehr geben, hieß es. Keine Tuschemalereien und keine Hintergrundzeichnungen mehr, vor denen Zeichen- oder Knetfiguren einzelbildweise bewegt werden. Im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe kann man sich jetzt vom Gegenteil überzeugen. Denn die Ausstellung über das US-Animations-Studio „Pixar“ zeigt, dass für digitale Trickfilme nicht nur Computerexperten benötigt werden, sondern Künstler, die nach wie vor ganz her­kömmlich mit ei­nem Blatt Papier und Zeichenstift arbeiten.

Die über 500 Exponate wie Skizzen, Grafiken, Zeichnungen, Pastellmalereien und Skulpturen sind dabei nur das verschwindend geringe Ausschussmaterial, das bei der Anfertigung eines abendfüllenden Animationsfilms anfällt. „Normalerweise entstehen pro Film Tausende solcher Studien, die hinterher fast alle in der Mülltonne landen“, sagte Ausstellungsleiter Dennis Conrad.

Zum 20. Geburtstag von Pixar hatte man einige dieser Kunstobjekte vor der Vernichtung bewahrt und sie 2006 für eine Ausstellung im berühmten New Yorker „Museum of Modern Art“ zu­sammengstellt. Die Schau war so erfolgreich, dass sie seitdem weltweit auf Tour ist. Hamburg hat das große Glück, bis zum 12. Mai eine zum 25. Pixar-Jubiläum mit neuen Exponaten erweiterte Ausstellung zeigen zu können.

Viele Bekannte tauchen dabei auf: frühe Skizzen der Clownfische von „Findet Nemo“, Ölgemälde von den menschlichen „Cars“, gezeichnete Szenenbücher (Storyboards) von den „Unglaublichen – The Incredibles“, Charakterstudien von Sulley und Co. aus der „Monster AG“ und 3D-Modelle der Spielzeugfigur Woody aus der „Toy Story“.

Dieser erste von bislang 13 Pixar-Langfilmen war auch der mit Abstand erfolgreichste. Rund 360 Millionen Dollar spülte der Film in die Kasse der bis dahin kleinen Firma. Und er machte den 2011 gestorbenen Apple-Mitgründer Steve Jobs seinerzeit zum Milliardär. Denn Jobs kaufte 1986 den bei San Francisco ansässigen, auf Trickeffekte spezialisierten Betrieb von „Star Wars“-Regisseur George Lucas auf, taufte ihn in Pixar um – einem Neologismus aus „Pixel“ und „Art“ – und machte aus ihm eines der führenden Animationsstudios der USA. Nach „Toy Story“ brachte er die Firma an die Börse und verdiente damit ein Vermögen. Heute gehört sie mit ihren fast 2000 Mitarbeitern zum Disney-Konzern.

Wer in die Ausstellung geht, muss kein Computerexperte sein. Denn der Schwerpunkt ist darauf gesetzt, was an künstlerischem Aufwand nötig ist, bevor die Firguren und die Geschichten am Rechner zum Leben erweckt werden. So erfährt man, dass bis zu 20 Zeichner damit beschäftigt sind, einen Charakter zu entwerfen. Nach einem bis zu fünfjährigen Schaffensprozess verschmelzen ihre individuellen Handschriften zu einer massentauglichen Filmfigur. War der Cowboy Woody aus „Toy Story“ anfangs ein ziemlich böse dreinblickender Griesgram, so ist er am Ende eine kindertaugliche Figur mit großen Kulleraugen.

Höhepunkt der Schau ist das „Zoetrop“. Dabei handelt es sich um eine Art dreidimensionales Daumenkino, bei dem eine große Anzahl an Pixar-Figuren auf einer schnell rotierenden Scheibe unter einem Stroboskoplicht die Illusion erzeugt, als würden sich alle bewegen. Begleitend zur Ausstellung zeigt das Passage-Kino das praktische Filmergebnis der Pixar-Sizzen und -Modelle. Weitere Infos unter www.mkg-hamburg.de. Harald Tews


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