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02.02.13 / Als Ostpreußen Preußen Vorbild war / Vor 200 Jahren beschlossen die ostpreußischen Landstände die Befreiung Preußens vom französischen Joch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Als Ostpreußen Preußen Vorbild war
Vor 200 Jahren beschlossen die ostpreußischen Landstände die Befreiung Preußens vom französischen Joch

Der Staat Friedrichs des Großen war 20 Jahre nach seinem Tod von Napoleon zerschlagen worden. Aber der Geist Friedrichs lebte in den Menschen Preußens weiter. Er trug dazu bei, dass Preußen 1813/14 neu entstand. In Preußen, vornehmlich in Ostpreußen, begann der Widerstand gegen Napoleon.

Mit seinen Feldzügen von 1806/07 überzog Napoleon Europa mit Krieg. Auf dem Festland war ihm niemand gewachsen. Preußen und seine Armeen wurden vernichtend geschlagen. Napoleon annektierte alle preußischen Territorien westlich der Elbe und auch Preußens Zugewinn aus der Dritten Polnischen Teilung von 1795. Russland, zunächst mit Preußen im Bunde, zog sich hinter die russische Westgrenze zurück.

Doch in dem geknechteten Land, das auf seine Kernprovinzen reduziert war, tat sich Erstaunliches. Gemäß der Empfehlung der Königin Louise, „lasst uns besser werden, dann wird es besser“, wurde Restpreußen reformiert und modernisiert. Die Stein-Hardenbergschen Reformen im zivilen Sektor und die der preußischen Armee verordnete militärische Modernisierung waren wichtige Voraussetzungen für den Wiederaufstieg. Doch die Wende kam noch nicht schnell.

Im Sommer 1812 ließ Napoleon auch gegen Russland marschieren. Dazu hatte Preußen ein Hilfskorps zu stellen, das der preußische General Ludwig von Yorck befehligte. Das Ergebnis des französisch-deutschen Einmarsches nach Russland ist bekannt. In Moskau und dann wenig später auf dem Rückzug wurde die Große Armee (Grande Armée) Napoleons weitgehend zerschlagen, aber noch nicht besiegt. Das preußische Hilfskorps hatte die linke Flanke des Rückzuges zu decken. Yorcks Soldaten marschierten ganz im Norden – im Baltikum – zurück. Das preußische Korps wurde von einem russischen Korps bedrängt, das von dem Schlesier in russischen Diensten General Hans Karl von Diebitsch befehligt wurde. In dessen Stab befand sich der preußische Offizier Oberstleutnant Carl von Clausewitz, der 1812 in den russischen Dienst getreten war.

Auf Clausewitz’ Vermittlung hin kam es am 26. Dezember 1812 zu einer Begegnung zwischen Yorck und Diebitsch in der Nähe des Ortes Tauroggen, nur wenige Kilometer von der damaligen russisch-preußischen Staatsgrenze entfernt. Dabei erörterte man den Plan, dass das preußische Korps aus dem französischen Militärverband ausscheiden und sich neutralisieren könne. Dieser Zustand solle andauern, bis der preußische König Friedrich Wilhelm III. weitere Weisungen erteile. Nach weiteren Beratungen wurde diese Abmachung – Konvention von Tauroggen – am 30. Dezember 1812 in der Poscherauer Mühle unweit Tauroggens von den Generalen Diebitsch und Yorck unterzeichnet.

Die in Ostpreußen noch vorhandenen französischen Truppen unter dem Oberbefehl des Marschalls Jacques MacDonald begaben sich daraufhin auf einen beschleunigten Rückmarsch nach Königsberg und dann weiter nach Danzig.

Der preußische König hatte nach längerem Zögern die Entscheidung Yorcks akzeptiert. Ende Januar 1813 erreichte ein entsprechendes Schreiben des Königs den General. Sofort begab sich Yorck nach Königsberg, um den weiteren preußischen Widerstand gegen Napoleon zu organisieren. Hilfreich dabei war, dass er seit 1811 preußischer Militärgouverneur für Ost- und Westpreußen war. Die Entscheidung, sich gegen die französische Knechtschaft zu erheben, wurde in der ganzen Provinz mit Jubel begrüßt. Dies war nicht erstaunlich, denn Ostpreußen war von der französischen Besatzungsmacht völlig ausgeplündert worden. Als Napoleon am 22. Juni 1812 Russland den Krieg erklärte, ging der Hauptstrom der französischen Armee – 600000 Soldaten – durch Ostpreußen. Zurück blieb ein ruiniertes Land.

Vor 200 Jahren, am 5. Februar 1813, trat in Königsberg die ostpreußische Ständeversammlung zusammen. Die Leitung der Versammlung hatte Graf Alexander zu Dohna-Schlobitten inne; in einer früheren Funktion war er preußischer Staatsminister gewesen. Das Bürgertum war in dieser Versammlung ebenso stark vertreten wie der Adel. Vor dieser Versammlung hielt General Yorck seine historische Ansprache, in der er die ostpreußischen Stände im Namen des Königs aufforderte, zur Verteidigung des Vaterlandes alle nur denkbaren Anstrengungen zu unternehmen. Der begeisterte Beifall aller Anwesenden zeigte an, dass die Volkserhebung gegen die Franzosenherrschaft umfassend war.

Am 7. Februar 1813 beschloss die Ständeversammlung: Es wird eine ostpreußische Landwehr mit 20000 Mann gebildet, dazu eine Reserve von 10000 Mann. Die Kosten dafür sind von den Gemeinden und Domänen zu übernehmen. Das Landwehrgesetz bestimmte, dass alle waffenfähigen Männer zwischen 18 und 45 Jahren zum Dienst in der Landwehr verpflichtet seien.

Der geistige Vater des Landwehrgesetzes war Alexander Dohna, maßgeblich daran mitgewirkt hat Clausewitz.

Ende April 1813 war die ostpreußische Landwehr fast vollzählig aufgestellt und unter Waffen. Das ist ein Ruhmesblatt in der ostpreußischen Geschichte und ein vorbildliches Beispiel für Opferbereitschaft und Dienst für das Vaterland. Die Königsberger Landwehr hat sich bei der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 hervorragend bewährt. Das ostpreußische Landwehrgesetz fand Nachahmung in anderen preußischen Provinzen. Wilhelm v. Gottberg


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