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02.02.13 / Ein Preuße auf Hamburgs Bürgermeisterstuhl / Max Brauer: In der Weimarer Zeit stand der Nachkriegs-Senatspräsident der Hansestadt an der Spitze Altonas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Ein Preuße auf Hamburgs Bürgermeisterstuhl
Max Brauer: In der Weimarer Zeit stand der Nachkriegs-Senatspräsident der Hansestadt an der Spitze Altonas

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat den Stadtstaatsregierungschefs der Bundesrepublik offenkundig große Betätigungsfelder geboten. So gehört wie in Bremen und Berlin auch in Hamburg ein Amtsinhaber der unmittelbaren Nachkriegszeit zu den bedeutendsten Bürgermeistern der Stadt. Was Wilhelm Kaisen für Bremen und Ernst Reuter für Berlin, das ist deren Parteifreund und Zeitgenosse Max Brauer für Hamburg. So wie der Senatspräsident Kaisen ein gebürtiger Hamburger und der Regierende Bürgermeister Reuter ein gebürtiger Schleswig-Holsteiner war, so war der Erste Bürgermeister Brauer ein gebürtiger Preuße.

Am 3. September 1887 kam Brauer in Ottensen zur Welt. Von seinem Vater, einem Glasbläser, der den vielseitig interessierten Jungen bereits mit 14 Lebensjahren von der Schule nahm, hatte der spätere Berufspolitiker seinen erlernten Beruf, von seiner Mutter die sozialdemokratische Gesinnung.

Nachdem Max Brauer zu einem Streik aufgerufen hatte, konnte er in seinem erlernten Beruf kaum noch arbeiten. Er machte stattdessen Karriere als Arbeiterfunktionär in Gewerkschaft, Partei und Genossenschaftswesen. 1889 wurde Brauers Geburtsort Ottensen ein Stadtteil von Altona. Nachdem er 1916 bereits für die SPD in die Stadtversammlung von Altona eingezogen war, ermöglichte ihm die Novemberrevolution nun auch, in Altonas Exekutive Karriere zu machen. Darum bemüht, eine Zäsur zu vermeiden und einen fließenden Übergang der Macht zu bewerkstelligen, überließen die Sozialdemokraten ähnlich wie in Hamburg auch in Altona das Amt des Stadtrepräsentanten ihrem kleineren linksliberalen Koalitionspartner und begnügten sich zumindest fürs erste mit dem Amt des Zweiten Bürgermeisters, das sie mit Brauer besetzten. Als jedoch 1924 der bisherige Oberbürgermeister Bernhard Schnackenburg plötzlich starb, rückte Brauer nach.

Als Stadtoberhaupt von Altona machte sich Brauer einen Namen als ambitionierter Macher. In seiner Amtszeit wuchs die Stadt mit dem Groß-Altona-Gesetz um eine Reihe von umliegenden Elbdörfern und Geestgemeinden und nahm viele Investitionen vor. Brauer machte Furore und war auch für gesamtpreußische Ämter im Gespräch. Seine Umtriebigkeit hatte allerdings auch ihren Preis. Er machte Altona zu einer der meistverschuldeten Städte Preußens.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten war für den Sozialdemokraten Brauer vorerst Schluss mit der Regierungstätigkeit. Rechtzeitig gewarnt, entzog er sich dem Zugriff der Nationalsozialisten durch eine Flucht ins Ausland, die ihn schließlich in die Vereinigten Staaten führte, deren Staatsangehörigkeit er auch annahm.

Mit Hilfe der US-amerikanischen Gewerkschaftsbewegung gelang ihm nach dem Krieg die Rückkehr an die Elbe. Altona war mittlerweile durch das Groß-Hamburg-Gesetz von 1937 Stadtteil Hamburgs geworden und so stürzte er sich nun in die Hamburger Politik. Der Remigrant aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo Milch und Honig fließen, wurde zum Hoffnungsträger seiner Parteifreunde und schließlich auch seiner Mitbürger. Bei den ersten Nachkriegswahlen in Hamburg 1946 wurde die SPD stärkste Partei und deren Spitzenkandidat Brauer anschließend Erster Bürgermeister. Mehr noch als vor dem Krieg an der Spitze Altonas konnte Brauer nun als Macher glänzen. Dass er nach der Bürgerschaftswahl von 1953 trotzdem einem Bürgerlichen weichen musste, lag weniger an ihm, denn an der gesamtpolitischen Konstellation.

Die Oppositionsbänke waren dem Macher Brauer zu hart. Beleidigt ob seiner Abwahl zog er sich aus der Landespolitik zurück – um dann allerdings vier Jahre später bei der nächsten Bürgerschaftswahl als Spitzenkandidat seiner Partei ein Comeback als Regierungschef Hamburgs feiern zu können. Allerdings hatte sich das politische Regierungssystem mittlerweile etabliert und bot Brauer nicht mehr die gewohnten Möglichkeiten, als Macher frei zu agieren. 1960 zog sich der mittlerweile Mitte-70-Jährige aus der Landespolitik zurück.

Nach der Wahl von 1961 zog der vormalige Landeschef in den Bundestag ein, von wo man allerdings kaum noch etwas von ihm hörte. Die Folge war, dass die Partei ihm für die darauffolgende Bundestagswahl von 1965 weder einen sicheren Wahlkreis noch einen sicheren Listenplatz überließ. Wieder zog sich Brauer im Groll aus der Politik zurück, diesmal allerdings ohne Wiederkehr. Dem unfreiwilligen Auszug aus dem Bundestag folgten noch acht Jahre Ruhestand. Von den Folgen eines Schlaganfalls gezeichnet, starb Max Brauer am 2. Februar 1973 in einem Hamburger Krankenhaus. Manuel Ruoff


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