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02.02.13 / Stets zu Diensten / Butler erleben einen beruflichen Aufwind – Dank vieler Neureicher und einer TV-Serie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Stets zu Diensten
Butler erleben einen beruflichen Aufwind – Dank vieler Neureicher und einer TV-Serie

Derzeit sind die Briten den Deutschen weit voraus. Zumindest dann, wenn es darum geht zu erfahren, wie es mit Lady Mary, Lady Edith und Lady Sybil Crawley, aber auch mit Butler Carson, Kammerdiener Bates und seiner Frau Anna weitergeht. Während in England Anfang Januar im Fernsehen bereits die dritte Staffel der Erfolgs-Serie „Downton Abbey“ ausgestrahlt wurde, zeigte das ZDF Weihnachten 2012 erst die erste Staffel.

In Großbritannien verzeichnet „Downton Abbey“ traumhafte Einschaltquoten, vielleicht gerade weil die Serie zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Heutzutage ist eine Welt voller Lords und Ladys sowie Butler selbst für englische Verhältnisse exotisch. Und das, obwohl es im Königreich – anders als in der Bundesrepublik – eine Queen gibt, die regelmäßig verdiente Bürger frisch in den Adelsstand erhebt. Und selbst Butler sollen, wie es zahlreiche Meldungen im Zuge der ZDF-Ausstrahlung be­haupteten, wieder im Kommen sein.

Dieser Aussage stimmt Harry R. Hömpler voll und ganz zu. 2009 hat er bereits das Unternehmen „Butler-Fullservice“ gegründet, in dem er Butler nicht nur vermietet und vermittelt, sondern auch ausbildet. Damit ist Hömpler in Deutschland ziemlich allein. Die berühmtesten Ausbildungsstätten liegen natürlich in Großbritannien, dem Mutterland der Butler.

Aber auch in den Niederlanden werden auf einem Schloss in einem achtwöchigen Kurs diese speziellen Bediensteten auf das Arbeitsleben vorbereitet. Fast 15000 Euro wollen die Niederländer dafür und sind von den etablierten Ausbildern noch die billigsten. Diese melden, dass sie 2011 und 2012 gut 20 Prozent mehr Butler ausgebildet haben, die Nachfrage aber so groß ist, dass es auch mehr sein könnten.

Diese Nachfrage spürte auch Hömpler, so dass er jetzt auch selbst Butler ausbildet. Wobei die Kunden von ihm andere sind als bei den etablierten Häusern. Diese erhalten Anfragen nach Butlern von Millionären aus aller Welt, vor allem aus China. Reiche Asiaten finden es schick, sich ihre mondäne Zweitwohnung in London nicht nur mit edlen Möbeln und Gemälden auszustatten, sondern auch mit Personal. So ein Butler ist da ein gern gesehenes Statussymbol.

Hömpler, der selbst ein gelernter Hotelkaufmann ist und in mehreren Fünf-Sterne-Hotels ge­arbeitet hat, vermittelt hingegen an Unternehmen, die bei besonderen Veranstaltungen Butler benötigen. Aber selbst normale Bürger verschenken als besonderes Präsent einen Butler für einen Tag oder buchen ihn für ihre Hochzeit. Wer bei Hömpler einen Butler im Frack für sechs Stunden bucht, bekommt ihn schon für 199 Euro und kann dann mit einem besonderen Hingucker – neben der Braut versteht sich – aufwarten. Insgesamt arbeitet nur etwa ein Fünftel der Butler weltweit im dauerhaften Dienst von Wohlhabenden. Der größte Teil der Butler arbeitet für Hotels und Agenturen.

Doch über welche Fähigkeiten muss ein Butler eigentlich verfügen? „Die Grundeigenschaft muss gegeben sein“, sagt Hömpler, „man muss gerne und gut dienen mögen!“ Verlässlichkeit, Loyalität, Disziplin, Korrektheit, extrem gepflegtes Äußeres, einwandfreier Charakter, das war vor 100 Jahren so und ist auch heute noch die wichtigste Basis. Heutzutage ist der Butler aber noch mehr als Multitalent gefordert und muss auch viele technische Dinge wissen, wie den Umgang mit allen modernen Medien-Techniken, Computertechnik, Gesetzen im In- und Ausland, teils sogar juristische Kenntnisse haben, da ein Butler schließlich auch für alle Lebenslagen der erste Berater und eine Art Bodyguard ist.

Bei der Ausbildung geht es heutzutage also nicht mehr nur darum, Zeitungen zu bügeln und Tabletts elegant von A nach B zu befördern, sondern auch um Fotobearbeitung und Limousinen-Technik. Selbst Waffenkunde, Verhalten bei Bedrohungsszenarien und Erste Hilfe spielen eine Rolle. Auch Wissen in den Bereichen Umweltschutz, gesunde Ernährung oder Gesundheitscoaching wird vermittelt. Und natürlich sind auch fremde Sprachen wichtig.

Den Butler der Gegenwart könne man zudem nicht gleich erkennen, er laufe nicht immer in weißen Handschuhen und Frack herum, so Experte Hömpler vom Chiemsee. Ein Butler sei heutzutage eher diskret, aber gut bis elegant wie ein Manager gekleidet. Neben einem hohen Einkommen – 6000 Euro Monatsgehalt seien keine Seltenheit – reizt viele am Beruf des Butlers die Arbeit in einer edlen Umgebung und in der Nähe von berühmten oder einflussreichen Menschen. Zudem reisen viele reiche Arbeitgeber gern und nehmen ihren Butler mit, der dann auf diese Weise auch etwas von der Welt sieht. Rebecca Bellano


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