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02.02.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Gleichheit ist Vielfalt / Wo es in Deutschland demnächst viel zu verdienen gibt, warum wir unseren Augen nicht trauen können, und wann Frau Kraft kommt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-13 vom 02. Februar 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Gleichheit ist Vielfalt / Wo es in Deutschland demnächst viel zu verdienen gibt, warum wir unseren Augen nicht trauen können, und wann Frau Kraft kommt

Die Anwaltszunft kann schon mal Messer und Gabel bereitlegen: Es kommen fette Jahre. Der Blick über den großen Teich gibt eine Vorahnung auf das Fest, das bald auch bei uns steigen wird. In den USA machen Rechtsbeistände seit vielen Jahren Milliarden mit Verfahren wegen „sexueller Belästigung“. Um ins Visier zu rutschen, reicht da drüben manchmal schon ein falscher Blick, ein blödes Wort oder eine unabsichtliche Berührung, welche die feministische Richterin leider nur als böse Absicht deuten kann, weil sie es so gelernt hat.

Dank der „Stern“-Reporterin Laura Himmelreich kommt – wie so vieles, was in Amerika ausgebrütet wurde – nun auch dies nach Deutschland. Die junge Frau war von Rainer Brüderles Bemerkung über ihre Rundungen dermaßen traumatisiert, dass sie ein ganzes weiteres Jahr schlechten Journalismus machen musste, ehe sie sich endlich stark genug fühlte, ihr „Schweigen zu brechen“, wie wir in solchen Fällen dramatisch zu sagen pflegen.

Neben den Juristen stürzt sich erwartungsgemäß auch die deutsche Antidiskriminierungs-Industrie auf das neue Geschäftsfeld. Es winken Millionen an Steuergeldern für „unabhängige Studien“ und neue Planstellen. Schließlich hat die Antidiskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Lüders, eine „sehr hohe Dunkelziffer“ ent­deckt; da gibt es also jede Menge Fälle „aufzuarbeiten“. Bei solchen Äußerungen fragt man sich allerdings, wie die Leute diese „Ziffern“ eigentlich sehen können, wo sie doch, wie der Ausdruck sagen soll, unsichtbar im „Dunkeln“ liegen.

Ach was, mit solchen Haarspaltereien halten wir uns nicht mehr auf. Es reicht schließlich, dass das Wort „Diskriminierung“ gefallen ist, und alle Maschinen laufen wie von selbst auf Hochtouren. Die „Dunkelziffer“ spielt dabei eine entscheidende Rolle: Mit ihr im Köcher muss man nicht nachweisen, wie groß das Problem wirklich ist, man braucht es nur zu behaupten. Schließlich liegt die wahre Dimension ja im „Dunkeln“. Schlau.

Gewiss wird das Problem schon bald auch auf europäischer Ebene behandelt werden. Da allerdings könnte es zu Schwierigkeiten kommen mit unseren südeuropäischen Freunden. Meine Mutter berichtete einmal vom lange zurückliegenden Besuch einer italienischen Freundin. Es war in den 50er Jahren, als beide über den schicken Hamburger Jungfernstieg flanierten. Je weiter sie kamen, desto nervöser habe sich die Italienerin benommen. Als die bildschöne Südländerin schließlich durch ein Schaufenster die großen Spiegel eines Warenhauses erblickte, stürmte sie sofort hinein und musterte sich ausgiebig von allen Seiten.

Was war passiert? Die junge Frau hatte es völlig fassungslos gemacht, dass keiner der deutschen Männer ihr nachpfiff oder mehr oder weniger kultivierte Komplimente hinterherrief. So war sie es von Italien gewöhnt. Also packte sie der grausame Verdacht, plötzlich hässlich geworden zu sein.

Ich weiß nicht, wie es in Italien heute zugeht. In Spanien jedenfalls ist es vollkommen üblich, dass Männer wildfremden Frauen ein lautes „Hola guapa!“ (Hallo, du Schöne!) nachrufen, worauf Frauen gern ein schwungvolles „Hola guapo!“ zurückschleudern.

In den Augen deutscher Antidiskriminierer ist das natürlich vollkommen inakzeptabel. Die einzige Lösung: Wir schicken eine zu allem entschlossene Brüsseler Antidiskriminierungs-Troika mit Frau Lüders an der Spitze und dem Wissen um die „Dunkelziffer“ im Tornister nach Spanien, wo sie durch die Straßen patrouilliert und den dort grassierenden „Sexismus“ gnadenlos ausrottet. Nix mehr mit „guapa“! Bei Zuwiderhandlung wird die spanische Polizei eingeschaltet. Und wenn die nicht einschreitet, weil sie gar nicht begreift, was die sauertöpfischen Damen aus dem Norden eigentlich wollen, dann gibt’s ein EU-Strafverfahren gegen das Königreich Spanien. Woll’n doch mal sehen!

Komme mir jetzt keiner mit der „kulturellen Vielfalt“, die Spanier seien eben anders und so. Hier geht es um die Menschenrechte! Selbstverständlich sind wir für die kulturelle Vielfalt Europas. Die EU fördert Vielfalt, wo sie kann. Das hören wir aus Brüssel immer wieder. Nur muss die Vielfalt natürlich überall gleich sein, das gilt für Nationen ebenso wie für die Geschlechter und deren Verhaltensweisen.

Vielfalt und Gleichheit sind Gegensätze, glauben Sie? Erwischt! Da quillt das „alte Denken“ aus Ihnen heraus, was beweist, dass Sie immer noch im falschen Bewusstsein gefangen sind. „Gender Mainstreaming“ (GM) wird Sie befreien. Die GM-Forscher haben festgestellt, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau pure Einbildung ist, hervorgerufen von falscher Erziehung. Und die GM-Forscher waren es auch, die herausgefunden haben, dass wir die Vielfalt aller Lebensentwürfe erst verwirklichen können, wenn alle die völlige Gleichheit von Mann und Frau anerkannt haben.

Wie jetzt? Alles Blödsinn? Sie wollen mit bloßem Auge und wachen Sinnen die Unterschiede zwischen Mann und Frau erkennen können? Sehen Sie, das ist Ihr Denkfehler. Wie der Sie an der Nase herumführt, können Sie an einem prominenten historischen Beispiel studieren: Es war der Italiener Galileo Galilei, der sich einbildete, mit eigenen Augen beim Blick durch sein Fernglas ermittelt zu haben, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Die Wissenschaftler der Kirche hatten hingegen herausgefunden, dass es umgekehrt ist. Die Erkenntnisse der Kirche aber waren Staatsdoktrin, also hatte Galilei unrecht und musste widerrufen.

Heute mögen Sie sich einbilden, Sie könnten die Unterschiede im Wesen von Mann und Frau mit Ihren eigenen Sinnen erkennen. Doch „Gender Mainstreaming“, das anderes für richtig erkannt hat, ist seit den Tagen von Rot-Grün Staatsdoktrin und ist es auch unter Schwarz-Gelb geblieben. Also haben Sie unrecht, egal, was Sie meinen, „mit eigenen Augen“ erkennen zu können. Verstanden?

Erst wenn Sie wirklich eingesehen haben, dass Vielfalt Gleichheit bedeutet, und dass Männer und Frauen gleiche Wesen sind, weshalb Sie als Mann also auch keine „Rundungen“ entdecken können, dann sind Sie im richtigen Bewusstsein angekommen. Solange sollten Sie wenigstens so tun, als seien Sie’s, sonst landen Sie auf dem medialen Scheiterhaufen wie der Ketzer Brüderle.

Peer Steinbrück kommt das Freudenfeuer der Empörten eigentlich recht. Nur leider kann er kaum was drauf brutzeln, weil ihm selbst die Peinlichkeiten einfach nicht auszugehen scheinen. Nach der leidigen Sache mit den Honoraren, dem Kanzlergehalt und so weiter wollte der SPD-Kandidat mit der sozialen Gerechtigkeit endlich mal schöne Schlagzeilen ernten. Dafür stürmte er für die Mieter mit der Forderung nach einer gesetzlichen „Mietdeckelung“ auf die Barrikaden, von wo ihn aber prompt wieder so eine alte Geschichte herunterfegte: Als Bundesfinanzminister der Großen Koalition war es ausgerechnet Steinbrück, der 80000 bundeseigene Wohnungen am freien Markt verkaufte und deren Mieter damit nach Sozen-Logik den „entfesselten Marktkräften“ zum Fraß vorwarf.

Es reicht langsam, so viel Pech ist verdächtig. Zeit, die Verschwörungstheorien auszupacken: Wenn einer so tief in den Fettnäpfen versinkt, sind die eigenen Parteifreunde in der Regel nicht ganz unbeteiligt. Die Partei-Linke war mit Steinbrück ja nie glücklich und setzt vielmehr auf Hannelore Kraft („Die Schulden von heute sind die Einnahmen von morgen“). Die hat ihren Wählern aber fest versprochen, in NRW zu bleiben. Sollte Steinrück jedoch kurzfristig „krank“ werden, weil er keine Lust mehr hat, würde neu gemischt; Genossin Kraft könnte sich „vor dem Hintergrund unvorhersehbarer Ereignisse“ schwersten Herzens von ihrem NRW-Versprechen lösen und Steinbrück als Kandidat ersetzen. Ich sag’s doch: Politik ist besser als Kino.


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