25.04.2024

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09.02.13 / Alles Nazis?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Jan Heitmann:
Alles Nazis?

In immer mehr Städten gibt es Initiativen zur Umbenennung von Straßen, die nach Paul von Hindenburg benannt sind, weil dieser angeblich Hitler ins Amt gehievt habe. Das ist historisch zwar nicht korrekt, was aber anscheinend niemanden stört. Bei dieser Gelegenheit sollen auch gleich andere Straßennamen auf den Prüfstand kommen, die auf hohe Offiziere zurückgehen. Und damit die Forderung eindringlicher wirkt, ist von „Nazi-Generälen“ die Rede. Einer von denen, um die es geht, ist Generaloberst Hans von Seeckt, ab 1920 Chef der Heeresleitung der Reichswehr. Nun ging Seeckt allerdings schon 1926 in den Ruhestand, zu einem Zeitpunkt also, als Hitler noch weit vom Reichskanzleramt entfernt war und krakeelend durch Deutschlands Bierstuben tingelte. Von 1930 bis 1932 saß Seeckt für die von Gustav Stresemann mitgegründete nationalliberale Deutsche Volkspartei im Reichstag. Außerdem gehörte er einem Kulturzirkel an, aus dem später der sogenannte Solf-Kreis, eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, hervorging. Seeckt starb 1936. Ein Nazi?

Das ZDF dichtet einem bereits braunes Gedankengut an, wenn man folgendes Zitat verwendet: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Die Begründung lautet, diese Zeile sei bei den Nazis populär gewesen. Offensichtlich wissen die geschichtlich unbewanderten öffentlich-rechtlichen Volksaufklärer nicht, von wem der Text stammt. Damit beginnt das „Vaterlandslied“ von Ernst-Moritz Arndt, geschrieben 1812 im Zuge der Erhebung der europäischen Völker gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Aber Arndt gilt den Gesinnungswächtern ja auch schon lange als geistiger Wegbereiter Hitlers. Gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen.


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