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09.02.13 / Hässliche Insel / London will Südosteuropäer abschrecken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Hässliche Insel
London will Südosteuropäer abschrecken

Es ist eine besondere Art von Werbekampagne, über die nach Presseberichten in der britischen Regierung nachgedacht wird. Bulgaren und Rumänen soll durch Negativwerbung die Lust auf Auswanderung nach Großbritannien genommen werden. Gedacht ist etwa an TV-Spots, die die Negativseiten eines Lebens auf der britischen Insel zeigen sollen – vom schlechten Wetter bis zur gewöhnungsbedürftigen englischen Küche. Der Hintergrund der erstaunlichen Gedankenspiele ist, dass im Dezember 2013 die Zuzugsbeschränkung wegfällt, die bei der Aufnahme der beiden südosteuropäischen Länder in die EU vereinbart wurde. Mehrere hunderttausend Bulgaren und Rumänen könnten sich dann auf den Weg nach Großbritannien machen, so einige Schätzungen.

Der Hintergrund der Bemühungen Camerons, dies zu verhindern, ist leicht ausgemacht. Bei den nächsten Parlamentswahlen im Jahr 2015 könnte eine massive Zuwanderungswelle ihn den Wahlgewinn kosten. In den letzten Jahren hat sich auf der Insel ein erstaunliches Phänomen eingestellt: Trotz Wirtschaftskrise sind seit 2010 rund 1,3 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden. Die Kehrseite des „Jobwunders“ in der Krise sind jedoch gesunkene Löhne. Vollzeitarbeits-plätze sind verschwunden und in Teilzeitarbeitsplätze umgewandelt worden. Für Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien könnte allerdings selbst das gesunkene Lohnniveau noch anziehend sein, so die Befürchtung bei Camerons Tories.

Über die Ursachen der „jobreichen Depression“ rätseln die Ökonomen. Eine der Vermutungen ist, dass in der Wirtschaft ein Umbau stattfindet – weg von den bisher dominierenden Bau- und Finanzsektoren und hin zu Wirtschaftszweigen mit besseren Aussichten. Die Angst der Tories, dass die Lage auf dem Arbeitsmarkt 2015 einen großen Einfluss auf die Wahlen haben wird, ist begründet, denn momentan ist die wirtschaftliche Lage Großbritanniens schlechter als zum Zeitpunkt nach der Weltwirtschaftskrise von 1929, so die Einschätzung von George Buckley, Chefökonom der Deutschen Bank in London, gegenüber der „Wirtschaftswoche“. Während die USA und Deutschland längst wieder über dem Vorkrisenniveau lägen, sei in Großbritannien die Wirtschaftsleistung heute immer noch um 3,3 Prozent niedriger als vor der Finanzkrise.         N.H.


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