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09.02.13 / Neptuns genussreicher Gürtel / Grüne Meeresfrüchte sind stark im Kommen – Algen sind ein hochwertiges Nahrungsmittel der Zukunft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Neptuns genussreicher Gürtel
Grüne Meeresfrüchte sind stark im Kommen – Algen sind ein hochwertiges Nahrungsmittel der Zukunft

Essbare Algen gelten als eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Zukunft. Sie sind in großem Umfang verfügbar, haben einen hohen Nährwert und sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Etwa 160 Algenarten werden industriell genutzt, unter anderem als Nahrungsmittel, Viehfutter und für Kosmetika. Weltweit nimmt der Verbrauch von Algen als Nahrungsmittel an Umfang zu.

Am meisten werden speziell gezüchtete Algen in den Küstengegenden verzehrt, entweder frisch in Form von Salaten oder als Zutat für Suppen. Oftmals hat dies eine lange Tradition. In China ist die Verwendung von Algennahrung seit 2500 Jahren bezeugt. Meeres- und Süßwasseralgen werden in Ostasien, Kanada, Nordamerika, Irland, Schottland und Frankreich auch in Algenfarmen kultiviert. Die Kultivierung im Meer, in Aquakulturen oder in sogenannten Algenreaktoren gewinnt immer mehr an Bedeutung.

In Deutschland ist der Verzehr von Algen bisher noch von nachrangiger Bedeutung, obwohl sich auch hier langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass nahrhafte und schmackhafte Algen eine Bereicherung des Speiseplans sind. So ist marinierter Seegras-Salat aus asiatischen Wakame-Braunalgen in manchen Fisch- und Feinkostgeschäften erhältlich. Sushi-Liebhaber schätzen die Rotalge Nori, die für die Zubereitung der Sushi-Röllchen verwendet wird.

Auch aus Spanien und Frankreich gelangen Algenprodukte auf den deutschen Delikatessen-Markt. In Japan wissen stressgeplagte Menschen um den Wert der aus Asien stammenden Chlorella-Alge, die als Nahrungsergänzung bei einer vitalstoffarmen Ernährung Nutzen bringt. Bei fleischloser Kost tragen Algen insbesondere zur Versorgung mit Vitaminen des B-Komplexes bei. Wie die meisten zum Verzehr geeigneten Algenarten enthalten sie viel Eisen, Kalzium und Jod.

Im Mittelalter ernährten sich die Menschen auf Island in Notzeiten, wenn Nahrungsknappheit herrschte, hauptsächlich von Algen. Das berichten jedenfalls  die alten Edda-Sagen. Vermutlich handelte es sich dabei um Dulse, eine Rotalge, die skandinavische Seeleute als Proviant auf ihre Reisen mitnahmen, um sich vor Skorbut, einer aufgrund von Vitamin-C-Mangel hervorgerufenen Erkrankung, und vor Seekrankheit zu schützen. Dulse enthält besonders viel Vitamin C und Jod. Wegen ihres Jodgehalts ge­brauchten die Schotten diese Alge, die wegen ihrer Länge von bis zu 30 Zentimetern den Beinamen „Neptuns Gürtel“ hatte, als Heilmittel gegen Sodbrennen.

Dulse oder Palmaria palmata, bei uns auch als Lappentang bekannt, wächst an den Küsten des Atlantischen und des Pazifischen Ozeans in den Gezeitenzonen. Man sammelt sie dort auf Felsen, Steinen und Muscheln, auch wird sie auf Farmen gezogen. Diese Alge hat einen angenehm würzigen und  auch leicht nussigen Ge­schmack. Und in Nordirland ge­nießt man Dulse auf vielfältige Weise, be­sonders gern in scharfer Marinade als Salat oder gekocht als Beilage zu Kartoffeln und Brot. Getrocknet wird sie seit jeher in den Pubs als Chips zum Bier genossen.

In der irischen Hauptstadt Dublin verwendete man Dulse auch als Kautabak. Im 18. Jahrhundert brachten irische Auswanderer ihre Ernährungsgewohnheiten in die Neue Welt mit. Seither gehört diese Algenart im kanadischen Neuschottland und entlang der nordostamerikanischen Küste zu den Grundnahrungsmitteln der dortigen Bevölkerung. Die Verwendung von Dulse als Nahrung ist äußerst vielfältig. In manchen Gegenden ist das Algensammeln bei Ebbe weit verbreitet. Doch wo immer der Tidenhub 15 bis 18 Meter beträgt, kann dies unter Umständen eine gefährliche Unternehmung werden, weil die Flut sehr schnell aufläuft.

In Deutschland gehört das Wissen um den Wert dieser Alge allerdings immer noch zu den am besten gehüteten Geheimnissen der Natur. Bei uns ist Dulse in getrockneter oder pulverisierter Form in Feinkost- und Naturkostläden erhältlich oder auch verarbeitet als Nahrungsergänzungsmittel. Frisch und gesalzen gelangt die „Rohkost des Meeres“ von Mai bis Oktober aus Frankreich nach Deutschland und kann bei Fischhändlern bestellt werden.          Dagmar Jestrzemski


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