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09.02.13 / Interview / »Faslaaaaaam, Faslaaaaaam«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-13 vom 09. Februar 2013

Interview
»Faslaaaaaam, Faslaaaaaam«

Ganz Norddeutschland ist karnevalsfreie Zone. Ganz Norddeutschland? Nein, ein  2000-Seelen-Dorf an der Elbe leistet seit 1949 erbitterten Widerstand und veranstaltet am 10. Februar wieder einen Fastnachts-, oder wie es hier heißt, „Faslams“-Umzug vom kleinen Stöckte aus ins benachbarte Winsen an der Luhe und zurück. Harald Tews sprach mit Jenny Sommer vom Verein Faslamsbrüder Stöckte über das rebellische Faschings-Treiben im Norden.

PAZ: Was passiert am Sonntag bei Ihnen genau?

Sommer: Beim Umzug werden auf einer neun Kilometer langen Strecke 21 Festwagen und Fußgruppen, fünf Gastwagen, vier Spielmannszüge, die Kutsche mit dem Faslamseltern und die Stöck­ter Faslamsgarde dabei sein.

PAZ: Mit wie vielen Zuschauern rechnen sie?

Sommer: Bei schönem Wetter rechnen wir mit 30000 Zuschauern in Stöckte und Winsen.

PAZ: Werfen Sie wie in Köln auch Kamelle in die Menge?

Sommer: Nein, wir werfen Bonbons oder genauer: „Bonschen“.

PAZ: Warum sind die Stöckter anders als die norddeutschen Nachbarn keine Faschingsmuffel?

Sommer: Bisher konnte ich noch nicht feststellen, dass unsere Nachbarn „Faslamsmuffel“ sind. Wir sind sicher der größte Umzug der Region, jedoch finden in umliegenden Orten im Landkreis Harburg weitere Faslamsumzüge statt. Und sowohl nördlich von Hamburg als auch bis runter nach Braunschweig finden Faschingsfeste statt. Mit und ohne Umzüge. 

PAZ: Gibt es Tipps von rheinländischen „Immigranten“?

Sommer: Nein, der Faslam hat seinen eigenen Kopf, seine eigenen ans Plattdeutsche angelehnten Begriffe und seine eigene Tradition. Auch die großen Festwagen – Satirethema dieses Jahr ist unter anderem der nicht stattgefundene Weltuntergang – werden bei einem Eigenanteil von 80 bis 120 Euro pro Person von uns selber gebaut. Von der Idee über die Organisation bis hin zur Ausführung: alles norddeutsch!

PAZ: Der Umzug findet an einem Sonntag statt. Warum nicht am Rosenmontag?

Sommer: Warum sollte er am Rosenmontag stattfinden?

PAZ: Sind die Tage bis Aschermittwoch bei Ihnen ähnlich wie im Rheinland Feiertage oder wird gearbeitet?

Sommer: Die Tage bis Aschermittwoch sind hier keine gesetzlichen Feiertage. Viele aktive Faslamsbrüder und -schwestern nehmen sich zwar drei oder auch fünf Tage frei, um an den stattfindenden Festivitäten teilzunehmen – sie müssen hierfür jedoch ihren Urlaub opfern.

PAZ: Ruft man bei Ihnen Helau, oder Alaaf?

Sommer: „Faslaaaaaaaam!“


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