29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.02.13 / Halt und Linie gegeben / Benedikt XVI. leistete dem Zeitgeist und dunklen Mächten Widerstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Halt und Linie gegeben
Benedikt XVI. leistete dem Zeitgeist und dunklen Mächten Widerstand

Ist sein Rücktritt als Papst ein Schlag für seine Gegner oder von diesen erzwungen? Benedikt XVI. hat so manchem zu sehr auf die Füße getreten.

Für die Deutschen, nicht allein für jene katholischen Glaubens, ist es eine traurige Nachricht, dass der erste Papst aus ihrer Nation seit fast 500 Jahren zurücktritt. Hinter Benedikt XVI. liegen acht harte Jahre.

Seinem Vorgänger war es noch vergönnt, einem äußeren Feind, dem Kommunismus, die Stirn bieten zu können. Das schließt die Reihen und stiftet Gewissheit. Benedikt aber musste sich mit inneren Feinden auseinandersetzen, den Missbrauchsskandalen, erratischen Reformbewegungen und Skandalen im Umfeld der Vatikanbank. Letzteres reicht zwar tief in die Zeit seiner Vorgänger zurück, doch erst der Deutsche war es, der sich offensiv um Aufklärung in dem dichten Gespinst der vatikanischen Finanzwelt bemühte. Der Skandal um seinen ehemaligen Kammerdiener zeigte jedem: Benedikt will aufräumen. Auch im Falle der Missbrauchsfälle wählte der deutsche Papst die offene Auseinandersetzung.

In Glaubensfragen stellte sich Papst Benedikt gegen allzu euphorische (oder panische, je nach Sichtweise) Reformbemühungen. Vielleicht hatte er hier auch die evangelischen Landeskirchen in seiner deutschen Heimat vor Augen: Diese scheinen sich vor lauter Fortschritt von sich selbst, von ihrem Kern, getrennt zu haben und zerfallen in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Menschen würdigen es offenbar nicht, wenn ihnen eine Kirche in allen Überzeugungen förmlich hinterherläuft. Sie folgen eher einer Kirche, mit der sie in einigen Fragen im Sinne des Wortes „über Kreuz“ liegen als einer, die sich im Zeitgeist windet. Benedikt weiß das und folgte seiner Einsicht.

Nun schwindet ihm also die Kraft, um diesen Kampf an allen Fronten fortzuführen, so Benedikt selbst. Das kann angesichts der Übermacht der Herausforderungen nicht überraschen. Womöglich haben ihm die Enthüllungen um die Intrigen im Umfeld seines Kammerdieners vergangenes Jahr den Rest gegeben. Ja, es gibt dunkle Mächte im Vatikan. Denen käme nichts gelegener als ein dahinsiechender Heiliger Vater. Sie wüssten das um diesen entstehende Machtvakuum trefflich zu füllen. Diesen Gefallen wollte ihnen der pflichtbewusste Papst aus Deutschland nicht tun.

Das wäre die optimistische Sicht der Dinge, sie nimmt sich aus wie der späte Sieg des Papstes, der nun noch Gelegenheit bekäme, dem Nachfolger mit seinem Rat und seiner jahrzehntelangen Vatikan-Erfahrung zur Seite zu stehen. Pessimisten mutmaßen dagegen, genau jene dunklen Mächte hätten Benedikt zum Rücktritt gezwungen, um seiner unermüdlichen Aufklärungsarbeit ein Ende zu setzen.

Wer von beiden Recht behält, wird sich erst in der Zukunft erweisen. Den neuen Papst erwartet eine Herkulesaufgabe. Und er wird sich messen lassen müssen an Benedikt XVI. Hans Heckel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren