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16.02.13 / Tummelplatz für die Mafia / Sotschi: Olympische Winterspiele 2014 werden kriminell und teuer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Tummelplatz für die Mafia
Sotschi: Olympische Winterspiele 2014 werden kriminell und teuer

Einen Rekord werden die Olympischen Winterspiele, die im Februar 2014 im russischen Sotschi stattfinden sollen, auf jeden Fall aufstellen: als teuerstes Sportspektakel aller Zeiten. Konnten bisher die Sommerspiele von Peking im Jahr 2008 mit Kosten von 40 Milliarden Dollar diesen Titel für sich beanspruchen, so scheint der zweifelhafte Titel nun an Sotschi am Schwarzen Meer überzugehen.

Bei den Winterspielen, die als das Prestigeprojekt Russlands schlechthin gelten, haben sich mittlerweile die Kosten mehr als vervierfacht. Sind momentan schon umgerechnet 37,5 Milliarden Euro erreicht, könnten es am Ende sogar mehr als umgerechnet 50 Milliarden Euro werden, so die Befürchtungen.

Ein wichtiger Grund für die Kostenexplosion: Wie bei den meisten Großprojekten in Russland ist viel Geld in dunklen Kanälen versickert. Zum anderen haben sich Russlands Oligarchen bei der Vergabe der Bauaufträge einen erbitterten Kampf geliefert, entsprechend optimistisch dürfte manche anfängliche Kostenkalkulation ausgesehen haben, die bei den offiziellen Ausschreibungen für Bauaufträge abgegeben wurde. Neben Dutzenden Sportstätten werden im kommenden Austragungsort rund 400 Gebäude wie Hotels entweder neu errichtet oder saniert, zusätzlich wird massiv in die Infrastruktur investiert.

Dass dabei die Kosten ausufern, ist allerdings nicht das einzige Zeichen, dass bei den Vorbereitungen der Winterspiele nicht alles so rund läuft, wie es der Kreml bisher offiziell gern dargestellt hat. Hieß es bisher, die Wettkampfstätten seien „so gut wie fertig“, mussten Funktionäre bei einem Besuch von Präsident Wladimir Putin Anfang Februar einräumen, dass der Bau der Sprungschanzen dem Zeitplan schon um zweieinhalb Jahre hinterher hinkt. Die ersten Verantwortlichen, darunter der Vizechef des Nationalen Olympischen Komitees, haben inzwischen ihre Posten räumen müssen.

Kaum verwunderlich ist, dass bei den gewaltigen Summen, um die es in Sotschi geht, die Organisierte Kriminalität, die russische Mafia, mit von der Partie ist und das sogar massiv. Nicht nur das, mittlerweile wächst die Angst, dass rund um die Winterspiele vom 7. bis zum 21. Februar 2014 ein Unterweltkrieg ausgebrochen ist. Der Anlass der Befürchtungen: Ein Attentat auf eine der wichtigsten Figuren der Organisierten Kriminalität in Russland, den Mafia-Boss Aslan Usoyan, der im Januar von einem Scharfschützen erschossen wurde. „Großvater Hassan“ – so der Spitzname Usoyans in Unterweltskreisen – galt nicht nur in Moskau als einflussreiche Größe, sondern vor allem als der „Pate“ von Sotschi. Bereits im vergangenen Jahr hatte es Attentate auf Personen im Umfeld Usoyans gegeben, etwa auf seinen Statthalter in Sotschi. Nun, nachdem Usoyan selbst ermordet wurde, wächst die Angst, dass im Vorfeld der Olympischen Spiele zwischen rivalisierenden Gruppen der russischen Mafia ein Kampf um das „Erbe“ von „Großvater Hassan“ ausgebrochen ist. Damit würde allerdings noch eine andere Darstellung russischer Offizieller Lügen gestraft. Bisher hieß es, Unterweltskriege im Stil der 1990er Jahre seien inzwischen undenkbar, die Probleme mit der Organisierten Kriminalität hätten schon seit der ersten Präsidentschaft des „starken Mannes“ Putin von 2000 bis 2008 keine Bedeutung mehr. N.H.


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