29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.02.13 / Nur Instrument im Wahlkampf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Nur Instrument im Wahlkampf
von Rebecca Bellano

Ich finde, das ist etwas, was wir endlich machen sollten.“ Mit dieser sachlichen Aussage stellte SPD-Chef Sigmar Gabriel die Forderung seiner Partei nach einer doppelten Staatsbürgerschaft vor. Damit untergräbt er das Ansinnen seines Parteikollegen Olaf Scholz. Der Hamburger Bürgermeister hat 2012 bereits über 50000 Briefe an nicht-deutsche Hamburger rausschickt, in denen er für die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft und der Abgabe der bisherigen wirbt. Weitere 80000 Anschreiben sollen folgen. Und nun heißt es plötzlich aus der Parteizentrale in Berlin, dass das alles so nicht sein soll. Zwar sei es schön, wenn jemand die deutsche Staatsbürgerschaft annehme, aber man könne nicht von den Menschen verlangen, dass sie ihre alte dafür aufgeben.

Offenbar ist selbst SPD-Urgestein Scholz von dieser Erkenntnis überrascht, hat er doch gerade selber in Hamburg einen Kurswechsel eingeleitet. Dort war es sein Amtsvorgänger Ole von Beust (CDU) gewesen – der im Gegensatz zu Gabriel übrigens mit viel Pathos – die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft gefordert hatte. „Viele wollen sich aber nicht entscheiden. Da schlagen zwei Seelen in ihrer Brust“, hatte von Beust die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft als „wichtigen Beitrag zur Integration“ gefordert. „Lassen wir doch beide Herzen schlagen!“

Angesichts derartiger Forderungen fragt man sich, um was es bei so einer Staatsbürgerschaft überhaupt geht. Bei Gabriel und von Beust hat man den Eindruck, als müssten sich jene, die sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden, vor allem gegen die alte entscheiden und ihre Identität damit beim Amt abgeben. Auf die Idee, die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft als Bejahung und als Bekenntnis zu dem Land, in dem man lebt, zu sehen, kommen die Herren offenbar nicht. Und die Möglichkeit, dass man mit einem deutschen Pass in der Hand auch weiterhin noch jener Mensch bleibt, dessen Wurzeln mütter- oder väterlicherseits vielleicht auch in einem anderen fremden Land liegen, sehen Gabriel und Co. ebenfalls nicht.

Aber wenn schon deutsche Politiker die deutsche Staatsbürgerschaft so wenig wertschätzen und sie nur als Instrument im Kampf um Wählerstimmen sehen, dann fragt man sich als deutscher Staatsbürger, wozu man diese Staatsbürgerschaft noch hat. Abgesehen davon, dass einem jeder Spaß am Deutschsein madig gemacht wird, wird das damit verbundene Recht zu wählen, immer mehr zu einer frustrierenden Angelegenheit. Auch nervt es, dass Deutschsein vor allem mit der deutschen NS-Vergangenheit in Verbindung gebracht wird. Die vielen Leistungen deutscher Dichter und Denker hingegen werden kleingeredet. Kein Wunder also, wenn so mancher Zugewanderter auf das Deutschsein keine Lust hat.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren