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16.02.13 / Im Auftrag des Königs / Neuer Preußenkrimi

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Im Auftrag des Königs
Neuer Preußenkrimi

Die Freunde historischer Krimis dürfen sich freuen, denn mit „Das spanische Medaillon“ überrascht der Literaturwissenschaftler und erfolgreiche Autor Tom Wolf die Leserschaft einmal mehr mit einem Preußenkrimi. Die selbsternannte Detektivin Gerardine de Lalande wird dieses Mal jedoch von Preußenkönig Friedrich II. persönlich gebeten, ihre neugierige Ermittlernase in eine höchst unschöne und brutale Mordserie zu stecken. „,Sind doch noch immer an Criminalia interessiert?‘ Er schaute mich fragend an und es hatte fast flehentlich geklungen … Was sollte ich antworten? Ich nickte schweigend. Nach dem vergangenen Abend war mein Interesse wohl gedämpft, doch keineswegs erloschen. Er seufzte erleichtert, fragte aber dennoch: ,Sicher sein Madame? Könnte verstehen, wenn nicht … Immerhin – Frau sein, schwaches Geschlecht sein! Zart besaitet, Romantik! Empfindsamkeit!‘ Ich lächelte, denn das war nun komisch. ,Nach dem vorgestrigen Abend dürfte spätestens erwiesen sein, dass ich ganz gut meinen Mann stehe. Nein, Majestät, mein Interesse an diesem Mörder ist ungebrochen. Ich würde alles darum geben, mehr über ihn heurauszufinden.‘“

Und so wagt sich die für ihr Jahrhundert erstaunlich emanzipierte Gerardine nicht nur als Mann verkleidet in ein Freudenhaus, sondern macht sich sogar mit der sozial geächteten Gilde der Henker bekannt. Da es sich bei dem von ihr gesuchten kaltblütigen Mörder um eine Person handelt, die ihre Opfer mit einer Axt enthauptet, scheinen hier auch zunächst sämtliche Fäden zusammenzulaufen.

Die Handlung des Romans beginnt zunächst etwas schleppend, der Leser muss sich erst an die dem 18. Jahrhundert angepassten Sprache gewöhnen. Dafür wird der Leser aber, sobald er diese Hürde genommen hat, mit einer sehr authentisch wirkenden Beschreibung der Gesellschaft belohnt. Jedoch stellt Tom Wolf seine Hauptfigur etwas zu eigensinnig und fortschrittlich in der Denkweise dar. Gerardines Beziehung zu ihrem Ehemann Jérôme könnte man als nahezu gleichberechtigt bezeichnen, manchmal ist der Leser unschlüssig, wer von beiden eigentlich die sprichwörtlichen Hosen in dieser Ehe an hat.

Doch dann überschätzt die leichtsinnige Detektivin ihre eigenen Fähigkeiten und gerät selbst in große Gefahr. „… So aber sah ich vor meinen Augen ohne weitere Vorwarnung das weiße Antlitz des jungen Theodor Körne auftauchen. Auf den Äpfeln der beiden weit aufgerissenen toten Augen spiegelten sich meine weit aufgerissenen lebendigen, denn so fleischlos Körnes Verse waren, so halslos und blutleer war nun seit Kopf!“ Möglichst unbeschadet aus dieser Situation wieder herauszukommen, stellt sogar für die kluge Gerardine eine große Herausforderung dar. Vanessa Ney

Tom Wolf: „Das spanische Medaillon. Ein Gerardine-de-Lalande Krimi“, be.bra Verlag, Berlin 2012, broschiert, 272 Seiten, 9,95 Euro


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