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16.02.13 / Zerstörerische Freundschaft / Leichenfund reißt alte Wunden auf – Liebe war nicht die Todesursache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Zerstörerische Freundschaft
Leichenfund reißt alte Wunden auf – Liebe war nicht die Todesursache

Mädchenfreundschaften können etwas sehr Schönes sein, doch so manches Mal sind sie auch von ungleichmäßig verteilten Abhängigkeiten geprägt. Gerade in der Pubertät sind viele Mädchen unsicher, was jenen Macht über sie verleiht, die von einem unzerstörbarem Selbstbewusstsein beseelt sind. In dem Roman „Ich kenne Dich“ besaß Chloe jene Macht über ihre Freundinnen Laura und Emma, die noch zehn Jahre nach dem letzten Kontakt nachwirkt.

Die britische Autorin Jenn Ashworth erzählt allerdings nicht von einer normal verlaufenden Freundschaft, denn der Kontakt zu Chloe brach nicht einfach so ab. Für die Stadt, in der die Mädchen lebten, wurden Chloe und ihr älterer Freund Carl zum Inbegriff einer verbotenen Liebe à la Romeo und Julia, der immer am Valentinstag gedacht wird: Jenem Tag, an dem man die Leichen der damals 14-jährigen Chloe und von Carl fand. Nur Laura und Emma wissen, dass es nicht Liebe war, die zu dem Tod der beiden führte, wobei nicht jeder der beiden inzwischen 24-Jährigen jedes Detail kennt.

Ashworth hält bis zum Ende die Spannung, denn der Leser will unbedingt die Hintergründe von Chloes Tod erfahren, zumal das Buch mit einem Leichenfund beginnt, und nur Laura weiß, wer der Tote ist, der etwa zum gleichen Zeitpunkt wie Chloe und Carl starb. Leider lässt sich die 1982 geborene Autorin viel Zeit damit, dem Leser alle gewünschten Informationen zu liefern und schildert sehr ausführlich die Beziehung von Laura und Emma zueinander und zu Chloe. Stück für Stück wird die Vergangenheit aufgerollt, zudem wirft Ashworth auch noch einen sehr detaillierten Blick auf Lauras familiäre Probleme. Am Ende weint der Leser der früh verstorbenen Chloe keine Träne nach, bedauert aber Emma und Laura, die jede auf ihre Weise ihre Unschuld verloren haben und darüber nicht hinwegkommen.

Bel

Jenn Ashworth: „Ich kenne Dich“, Lübbe, Köln 2012, broschiert, 376 Seiten, 14,99 Euro


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