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16.02.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Jungbündnis marschiert! / Wie München wieder zur »Hauptstadt der Bewegung« wird, wie Herr Hahn vorm Tribunal landete, und was Hochtief-Leute fröhlich stimmt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-13 vom 16. Februar 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Jungbündnis marschiert! / Wie München wieder zur »Hauptstadt der Bewegung« wird, wie Herr Hahn vorm Tribunal landete, und was Hochtief-Leute fröhlich stimmt

Die braune Gefahr lauert hinter jeder Ecke, ganz offen oder verhüllt unter tausend Masken. Aber wie wäre es eigentlich, wenn die Nazis wirklich einmal wieder an die Macht gelangten? Ob das wohl genauso abliefe wie damals Anno ’33? Eher nicht, es steht vielmehr zu befürchten, dass die neuen Hitleristen subtiler vorgehen, damit keiner so schnell merkt, wohin die Reise geht.

Gut, ein paar besonders lästige Gruppen müssten wohl wie damals brutal verboten werden. Geht nicht anders auf dem Weg in die Diktatur. Die übrigen Parteien und Organisationen aber würden sie vermutlich in zwei Kategorien teilen. Die einen werden Schritt für Schritt zermalmt, die anderen „einbezogen“, sprich: Sie werden dazu verdammt, den Karren der neuen Machthaber mitzuziehen.

Dabei kommt es wie immer vor allem auf die Jugend an. Am besten, man fasst die Jugendorganisationen der Parteien in einem „Jungbündnis“ zusammen, angeführt natürlich von der NS-Jugend. Auf diese Art gleichgeschaltet lässt man sie los auf die zu zermalmenden Gruppen.

Für die darf es nämlich keine Gnade geben: Unter Zuhilfenahme der folgsamen Medien wird jeder öffentliche Auftritt der letzten echten Oppositionszirkel als „Angriff auf die Volksgemeinschaft“ skandalisiert. Selbst heimlich dürfen die sich nicht versammeln können. Dafür fertigen die Stadtverwaltungen schwarze Listen unerwünschter Vereine an, die an alle Gastronomen verteilt werden. Wenn dann jemand kommt, der mehr als zehn Plätze oder gar einen Versammlungsraum mieten will, ist der Kneipenbesitzer angewiesen, einen etwaigen politischen Hintergrund abzufragen. Tut er das nicht, wird er vor ein Tribunal gezerrt und bekommt mächtig Ärger.

Irgendwann traut sich keiner mehr, den geächteten Gruppen beizustehen, das Problem löst sich von selbst. Im „Jungbündnis“ tanzen alle nach derselben brauen Pfeife, die Medien hopsen mit und am Ende steht die neue Diktatur, ohne dass man irgendwen dafür einsperren musste. So läuft Faschismus im 21. Jahrhundert!

Ob so etwas wirklich funktionieren würde? Schließlich sind wir eine Gesellschaft gefestigter Demokraten, die schon gegen die ersten Anzeichen einer solch abgefeimten Gleichschaltungstaktik auf die Barrikaden ginge! Oder?

Nicht ganz, wir müssen nur ein paar Vokabeln ändern, und schon haben wir unsere postmoderne Machtergreifung. Sie läuft sogar schon. Und wo? Tja, das ist der Witz im Witz: ausgerechnet in München, der traditionsreichen „Hauptstadt der Bewegung“.

Selbst das „Jungbündnis“ gibt es wirklich, nur heißt es voll ausgeschrieben „Jungbündnis gegen Rechts“. Darin vereint sind die Nachwuchstruppen von CSU, SPD, Grünen und FDP. Das Jungbündnis will „aufklären“ über rechtsradikale und „rechtspopulistische“ Strömungen. Als rechtspopulistisch wird des Öfteren auch Kritik am Euro oder der EU oder ein distanziertes Verhältnis zum Multikulturalismus bezeichnet. Oder Islamkritik, die betreibt nämlich die Kleinpartei „Die Freiheit“, weshalb sie derzeit Unterschriften sammelt für ein Bürgerbegehren gegen ein „Europäisches Islamzentrum“, das in der Bayernmetropole gebaut werden soll.

Daher mobilisiert das Jungbündnis gegen die „Freiheit“. Man hat sich vorgenommen, die Kneipenwirte zu „sensibilisieren“, wie es in schönstem Neusprech heißt. In einem zehnseitigen Papier „empfehlen“ die Jungbündler den Wirten tatsächlich, bei Reservierungen ab zehn Personen nach dem politischen Hintergrund zu fragen. Eine Wirtin, welche die „Freiheit“ hereingelassen hatte, wurde vor den Bezirksausschuss ihres Stadtteils zitiert. Unter Tränen verließ die Frau den Saal. Es sei wie ein Tribunal gewesen, wimmerte sie dabei. Jetzt soll sie eine „Unterlassungserklärung“ unterschreiben, dass sich bei ihr „keine rechten Organisationen mehr treffen dürfen“, wie wir aus der Regionalpresse erfahren.

Die „Rechtsextremismus“-Beauftragte der Stadt München hat unterdessen Vorschläge für eine „Checkliste“ ausgearbeitet, mit der Wirte „gezielt abfragen, wer und warum Räume für kulturelle, politische, kommerzielle oder private Zwecke anmietet“, wie die Internetseite „hallo-muenchen.de“ stolz vermeldet.

Das Praktische: Man spart enorm viel Geld für hauptamtliche Spitzel, wenn man die Wirte und andere VolksgenossInnen die schmutzige Arbeit machen lässt. Auch Stasi und Gestapo wären ohne ihre Denunzianten bekanntlich aufgeschmissen gewesen. Und wer nicht denunzieren will, den zerren sie, wie die Wirtin, vors Tribunal. Klatsch!

Selbstverständlich sind die Jungbündler und alle ihre Kampfgefährten zutiefst davon überzeugt, dass sie das alles nur tun, weil sie „die Lehren aus der Geschichte“ gezogen haben. Man kann ja gar nicht wachsam genug sein!

Da befällt einen doch tiefe Melancholie: Fast sieben Jahrzehnte „Vergangenheitsbewältigung“, drei Generationen Aufklärung über Diktatur, Totalitarismus und Freiheitszerstörung – und was steht am Ende? Einheitsfront, „Checkliste“, Schnüffelbefehl und ideologisches Tribunal.

Allerdings arbeiten die Tribunale in unserer durchrationalisierten Welt viel schneller als früher, wie der hessische FDP-Chef und Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn erlebt hat. Der hatte sich öffentlich gefragt, „ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren“. Damit wollte er eigentlich die Deutschen an den Pranger stellen, was immer gern gesehen ist und gelobt wird: Wenn Philipp Rösler im Herbst per Abwahl durch das Volk sein Amt verliert, dann sei das eben ein erneuter Beweis für den tief verwurzelten Rassismus der unverbesserlichen Deutschen, so Hahns Botschaft. Bravo! Wie wachsam Sie sind!

Das Tribunal hat Hahns Seitenhieb gegen das eigene Volk in der Schnelligkeit aber gar nicht verstanden, sondern nur „Rösler“ und „asiatisch aussehend“ aufgeschnappt und die Keule rausgeholt: Hahn selber sei Rassist. Jetzt ist er arm dran: Er wollte doch die Deutschen denunzieren! Nun ist er selbst der Denunzierte. Unsere Welt ist so ungerecht. Das Jungbündnis sollte ihm zum Trost einen Fackelzug spendieren. Schon um ein Zeichen zu setzen: Denn auch wenn das Tribunal gelegentlich den Falschen fällt, so ist und bleibt Deutschland doch ein weltoffenes Land.

Das unterscheidet uns von manchem Nachbarn, wo es beispielsweise üblich ist, dass die Regierung dazwischengeht, wenn ein ausländischer Konzern ein heimisches Unternehmen kapern will. So etwas Engstirniges kommt für uns nicht infrage. Daher hatten wir nichts dagegen, als unlängst der spanische Baukonzern ACS das deutsche Unternehmen Hochtief übernahm. Und wie recht wir hatten! Mittlerweile entpuppt sich der Handel als ein Musterbeispiel europäischer Zusammenarbeit.

ACS war schon vor der Hochtief-Übernahme bis über beide Ohren verschuldet, musste sich das Geld für den Kauf bei spanischen Banken leihen. Nun sickert langsam durch, dass die neue deutsche Tochter wohl – entgegen ersten Beteuerungen – zerschlagen wird. Zwei Geschäftsbereiche werden wohl verkauft, mehr als 6000 Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze. Was das Beste ist: Die spanischen Banken, welche den Kauf (und damit die Zerschlagung) von Hochtief finanziert haben, sind selber in höchster Not und werden voraussichtlich mit Steuergeldern vor allem aus Deutschland gerettet.

Wir sehen: In EU-Europa sind eben alle aufeinander angewiesen, jeder braucht jeden, nichts geht mehr allein. Gerade wir Deutsche sind für Kooperation und lehnen „nationale Alleingänge“ schon wegen der „Lehren aus der Geschichte“ kategorisch ab. Wenn demnächst ein paar Hochtief-Leute auf der Straße landen, gehen sie in der frohen Gewissheit, dass sie an ihrer Entlassung mit ihren eigenen Steuergroschen mitarbeiten durften: Die europäische Zusammenarbeit lebt.


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