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23.02.13 / Arbeitspferd der Transportflieger / Die Transall C-160 war die erste Großflugzeug-Entwicklung mit bundesdeutscher Beteiligung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Arbeitspferd der Transportflieger
Die Transall C-160 war die erste Großflugzeug-Entwicklung mit bundesdeutscher Beteiligung

Der Startschuss für die Entwicklung der Transall C-160 fiel im Dezember 1958. Damals beschlossen die Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland und Frankreichs den Bau eines mittleren, taktischen Transportflugzeuges.

Der Name „Transall“ steht für den Hersteller Transporter Allianz, eine Arbeitsgemeinschaft aus den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen, der Hamburger Flugzeugbau (HFB) und Nord Aviation im französischen Chatillon-sous-Bogneux. Federführend in der Transporter-Allianz war VFW. Für die deutschen Unternehmen war es die erste Großflugzeug-Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg. Alle drei Firmen gehören heute zum EADS-Konzern und bauen neben Komponenten für die Airbus-Familie auch Teile für den neuen Großtransporter A400M. Das „C“ steht für Cargo oder Fracht, die Zahl „160“ für die 160 Quadratmeter Flügelfläche der Transall. Bei der Truppe wurde aus dem Namen Transall schnell die Kurzform „Trall“.

Frankreich forderte eine große Reichweite, die Bundesrepublik kurze Start- und Landestrecken, Absetzfähigkeit von großen Lasten auch im Tiefflug und einen Laderaumquerschnitt, der auch für Fahrzeuge ausreichte. Außerdem sollte das neue Flugzeug auch Behelfsflugplätze wie Straßen oder notdürftig befestigte Grasnarben nutzen können.

Die erste Attrappe des neuen Transporters war 1961 fertig. Zwei Jahre später, am 25. Februar 1963, startete der erste Prototyp im französischen Melun zu seinem Jungfernflug. Die Luftwaffe erhielt 110 Flugzeuge, von denen sie später 20 Maschinen an die Türkei abgab. Frankreich kaufte zunächst 50 Flugzeuge und legte in den 80er Jahren eine Serie Transall NG (Nouvelle Génération) auf. Südafrika beschaffte neun Maschinen. Inzwischen fliegen Transall NG auch bei der indonesischen Luftwaffe.

Offiziell erhielt die Luftwaffe die erste Transall am 26. April 1968 auf dem Fliegerhorst Ahlhorn. Nach und nach ersetzten sie bei den drei Transportgeschwadern die ältere Nord 2501 „Noratlas“.

Die Transall transportiert Frachtgut, also Container, Fahrzeuge wie einen Unimog oder den Luftlandepanzer „Wiesel“, kleine Hubschrauber oder aber bis zu 93 Personen. Rüstsätze erlauben inzwischen den Einsatz als Feuerlöschflugzeug oder bei MedEvac (Medical Evacuation), dem Ausfliegen Verwundeter. Mitte der 90er Jahre erhielt das Flugzeug ein neues autonomes Navigationssystem mit einem Trägheitskompass und GPS. Viele Maschinen sind außerdem mit einer elektronischen Selbstschutzanlage gegen Flugabwehrraketen ausgestattet.

Der reine Kampfzonen-Transporter wurde schnell zum Arbeitspferd der Transportflieger. Die Transalls der Luftwaffe flogen und fliegen überall dort, wo die Bundeswehr im Einsatz ist. So unterstützen zurzeit zwei C-160 den internationalen Einsatz in Mali. Sie transportieren Soldaten und Nachschub für die westafrikanischen Einsatztruppen. Von Anfang an gehörten Auslandseinsätze zu den Aufgaben der Transportflieger. Sie versorgten Truppenkontingente im Ausland wie die deutschen Ausbildungseinrichtungen in den USA, aber auch übende Verbände in anderen Nato-Ländern. Sie brachten Hilfsgüter in Katastrophengebiete in aller Welt, ob 1968 und 1969 während der Nachwehen des Biafra-Krieges in Nigeria, während der sich wiederholenden Hungersnöten in der Sahelzone, nach Erdbeben in Pakistan, nach Überflutungskatastrophen in Bangladesh oder bei der Luftbrücke ins belagerte Sarajewo. Transalls waren auch am bisher weitesten deutschen Auslandseinsatz beteiligt, als 1999 zwei MedEvac-Maschinen vom australischen Darwin aus das Uno-Kontingent auf Ost-Timor unterstützten. Auch die Versorgung deutscher Truppenkontingente auf dem Balkan oder in Afghanistan kommt ohne die „Trall“ nicht aus.

Wegen der Einsparungen der letzten Jahre sind die Transportflieger auf zwei Geschwader zusammengeschmolzen, bald wird es nur noch eins sein. Nach vielen Verzögerungen soll nun endlich der größere A400M die Nachfolge antreten. Aber die betagte „Trall“ ist nicht nur Teil der deutschen und europäischen Luftfahrtgeschichte. Viele Menschen in aller Welt verbinden mit dem Eisernen Kreuz die Rettung aus existentieller Not. Dass Deutschland so hohes Ansehen genießt, ist nicht zuletzt den unermüdlichen Hilfsflügen der Transportflieger zu verdanken. Friedrich List

Meilenstein deutsch-französischer Partnerschaft: Transall C-160 – das Arbeitspferd der Transportflieger


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