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23.02.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Bemerkenswert dämlich / Warum die EU Laborraten besser schützen will als Menschen, was Brüssel von uns hält, und wieso »Pferdedieb« auch nur ein Beruf ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-13 vom 23. Februar 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Bemerkenswert dämlich / Warum die EU Laborraten besser schützen will als Menschen, was Brüssel von uns hält, und wieso »Pferdedieb« auch nur ein Beruf ist

Europa schlittert zurück in die Wirtschaftskrise! Brüssel hat den Ernst der Lage erkannt: Da muss schnell gegengesteuert werden. Also wird jetzt alles Erdenkliche unternommen, um den europäischen Unternehmen wieder auf die Beine zu helfen.

Zum Beispiel der Pharma-Industrie. Damit die in Schwung kommt, hat die EU-Kommission beschlossen, Laborversuche an Menschen zur Entwicklung neuer Produkte deutlich zu erleichtern. Künftig sollen die Standards für Menschenversuche sogar niedriger gesetzt werden als die für Experimente mit Laborraten.

Bislang ist alles sehr umständlich. Da muss eine „unabhängige Ethikkommission“ mit am Tisch sitzen bei der Vorbereitung der Versuche. Die überwacht dort, dass der Versuchsmensch keinen Schaden nimmt. Zudem müssen neue Medikamente in allen EU-Ländern einzeln zugelassen werden. Was für ein Blödsinn! Erstens hat die EU mehr als 500 Millionen potenzielle Versuchsmenschen. Davon kann man ruhig ein paar für die Pharma-Branche verbrauchen. Zweitens soll doch alles einheitlich werden. Warum also noch nationale Zulassungen?

Das soll jetzt alles besser werden: Die Ethikkommissionen werden nach dem Willen der EU-Oberen abgeschafft, und es reicht, die Zulassung von einem einzigen Mitgliedstaat zu bekommen, die gilt dann überall. Was das Tollste ist: Die Sponsoren der Menschenversuche, sprich, die Arzneimittelkonzerne sollen selber vorschlagen können, welches Land das sein soll.

Das bringt uns auf eine wundervolle Idee. Haben griechische Krankenhäuser nicht enorme Schulden bei den Arzneimittel-Lieferanten? Diese Schulden könnten die Konzerne den Griechen erlassen. Und gleich danach könnten die Pharma-Riesen rein zufällig entdecken, dass kein EU-Staat so kompetent und geeignet ist für die Genehmigung neuer Medikamente wie – na? – Hellas!

Niemand würde es wagen, hier von „Eine Hand wäscht die andere“ zu reden. Schließlich basiert das europäische Haus auf dem Vertrauen in unsere Partner. Die Partner ihrerseits vertrauen der EU, die wiederum ihren Lobbyisten und darauf, dass wir Bürger viel zu bescheuert sind, um den Betrug zu bemerken. Ja, sie halten uns wirklich für bemerkenswert dämlich, wie wir einem Filmchen entnehmen können, das gerade im Vorprogramm unserer Kinos läuft.

Den 50-sekündigen Streifen haben die Bundesregierung, die EU-Kommission und das EU-Parlament in Auftrag gegeben. In dem Film tollen drei Gören durch die Ausstellung „PRÄ Europa“ und erleben dort das Grauen, das uns vor Euro und Grenzöffnung niedergedrückt hat: Gleich zu Beginn brüllt sie ein blutrünstiger Dinosaurier an, der bekanntlich erst nach Einschlag des Schengener Abkommens 1985 ausgestorben ist. Verwirrt fingert ein Junge in der Vielzahl von Geldscheinen vor der Euro-Einführung herum, und natürlich donnern Weltkriegsbomben kreischend und krachend nieder, stehen die Kinderlein bleich vor alten Gasmasken.

Doch dann schnippt der Junge eine blitzende Euro-Münze hoch, kichernd schmeißen die Kleinen den Schlagbaum einer Spielzeug-Grenzstation um und es erscheint „Unser Europa“, mit dem „Frieden, Freiheit und Wohlstand“ erst möglich wurden. Danach rauschen die drei lachend auf ihren Skateboards davon. Frieden, Freiheit und – Wohlstand: Ob sie den Film bald auch in Spanien zeigen? Können Sie selber nachprüfen: Beim nächsten Urlaub in dem Land behalten Sie einfach die Lichtspielhäuser im Blick. Wenn dort dicker Rauch aufsteigt, lief gerade „Unser Europa“.

Es ist eben nicht bloß das Ansehen der EU beim Volk, das ein wenig gelitten hat. Die EU-Führung kann ihre Völker auch nicht besonders leiden. Man hält uns für tumbe Dreikäsehochs, die man mit ein paar Späßchen an der Leine hält. Warum darf man an derlei Kreaturen keine Laborversuche machen, ohne sich dabei von „Ethikern“ stören zu lassen?

Auf jeden Fall behält man uns kleine Deppen streng unter Aufsicht, damit wir keinen Mist bauen. Dazu wollen auch die Stromnetzbetreiber in der EU ihren Beitrag leisten und schlagen vor, Elektrogeräte in Haushalten künftig serienmäßig mit einer Fernsteuerung auszustatten. Der in Brüssel gut „vernetzte“ Lobbyverband der Netzbetreiber namens „Entso-E“ will, dass seine Unternehmen Kühlschränke, Klimaanlagen oder Wärmepumpen ohne Wissen der Eigentümer aus der Ferne abschalten können.

Lustigerweise nennt Entso-E den Vorstoß einen „Beitrag zur Versorgungssicherheit“: Wenn ich also nie mehr wissen kann, ob mein Kühlschrank von jetzt auf gleich abgeschaltet wird, fühle ich mich „versorgungssicherer“, ganz klar.

Die Idee lässt die Phantasie sprießen. Unlängst hatten wir an dieser Stelle ja gelesen, dass die EU unliebsamen Medien gern die „Zulassung“ entziehen würde. Mit so einer Fernsteuerung könnte man sie viel eleganter zum Schweigen bringen: Der Netzbetreiber stellt der Druckerei einfach den Strom ab, wenn die EU-kritische Postille gerade in Druck gehen soll. Oder er lässt den Rechner eines „populistischen“ Internetmediums so oft abschmieren, dass die Populisten ihre Seite entnervt schließen. Möglichkeiten über Möglichkeiten! Mehr Europa!

Die Populisten und EU-Kritiker wollen doch ohnehin nur verhindern, dass die Europäer näher zueinander finden. Da kommen sie allerdings reichlich spät. Deutschland ist der Star unter den Reisezielen von Menschen aus Rumänien und Bulgarien. Vor allem Roma haben ihre Liebe zum Land der Dichter und Denker entdeckt.

Allerdings kommt es wegen der Engstirnigkeit der Teutonen vermehrt zu Missverständnissen, wenn sich Roma und Deutsche begegnen. Nicht selten steht die geradezu rassistische Verständnislosigkeit der Einheimischen einem harmonischen Miteinander in einer entwickelten Willkommenskultur im Wege.

Werner Baumgarten engagiert sich seit vielen Jahren als „Asyl-Pfarrer“ in Stuttgart für mehr Toleranz. So kämpft Baumgarten auch dafür, dass die Deutschen das Anderssein der Roma vom Balkan nicht als Zumutung abtun, sondern als kulturelle Bereicherung erkennen, welche unter anderem auch ganz neue Berufsbilder in unser Land bringt. Bei den Roma gebe es beispielsweise „nicht nur den Schmied oder den Musiker, sondern neben dem Pferdezüchter auch den Pferdedieb. Das sind jahrhundertealte Sitten und Gebräuche“, klärt Baumgarten in den „Stuttgarter Nachrichten“ auf.

Wenn der deutsche Züchter demnächst seinen Stall morgens leer vorfindet, weiß er, dass eigentlich gar nichts Schlimmes passiert ist. Da hat lediglich der Roma-Kollege letzte Nacht seinen Beruf ausgeübt. So, wie der Züchter das ja auch jeden Tag macht, ohne dass sich der Roma darüber beschwert hätte.

So in etwa? Nein, das nun auch wieder nicht. Schließlich sind wir hier in Deutschland, das darf hin und wieder noch mal durchscheinen. Aber nur ganz sanft: Natürlich müsse Diebstahl angezeigt werden, stellt Pfarrer Baumgarten klar. „Aber der Richter kann dann die Tradition im Strafmaß berück­sichtigen.“ Diebstahl als „Tradition“ – manche Wörter machen eine erstaunliche Karriere.

Wir müssen einfach viel verständnisvoller werden. Wollen wir ja auch, indes: In Duisburg ist im Umfeld der Roma etwas passiert, das wir auf gar keinen Fall hinnehmen können: Sie trennen ihren Müll nicht sachgerecht!

Schon 1600 wilde Müllkippen musste die Stadt im ersten Dreivierteljahr 2012 wegräumen. Ungeheuerlich. Dafür sollte sich jemand schämen. Und wer? Raten Sie mal: die Deutschen natürlich! Die Müllkippen sind nämlich nur entstanden, weil „die Zuwanderer (von den deutschen Nachbarn oder der deutschen Verwaltung) nicht ausreichend darüber informiert werden, wie die Müllentsorgung hier funktioniert“, nimmt uns Duisburgs Integrationsreferentin Leyla Özmal ins Gericht.


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