19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.03.13 / Glaubensfrage / Emotionaler Streit ums Sitzenbleiben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Glaubensfrage
Emotionaler Streit ums Sitzenbleiben

Der Plan der neuen rot-grünen Landesregierung in Niedersachsen, Sitzenbleiben durch individuelle Förderung künftig überflüssig zu machen, hat zu einer bundesweiten Debatte geführt, auf der verschiedene Wertvorstellungen und Ideologien aufeinanderprallen. Leistungsschwächere Schüler seien oft nur in einzelnen Fächern schlecht, meinte beispielsweise Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD). Daher bringe es „ihnen gar nichts, ein ganzes Schuljahr zu wiederholen – das ist vergeudete Lebenszeit und kostet Geld“. Und tatsächlich geben die Bundesländer an, dass die etwa 1,7 Prozent Sitzenbleiber unter den Schülern pro Jahr rund eine Milliarde Euro zusätzlich kosten. Andere Politiker verweisen beispielsweise auf die psychischen Folgen einer „Ehrenrunde“, die peinlich und somit demotivierend sei.

Bernd Saur, Vorsitzender des Philologenverbandes, meint hingegen: „Wer populistisch die ,Blümchenschule‘ propagiert, indem er die Bedeutung von Leistung und Anstrengung herunterfährt, erweist unseren Kindern einen Bärendienst und gaukelt ihnen vor, das Leben sei ein Ponyhof. Man kann Kinder nicht mit Kuschelpädagogik auf die knallharte Realität einer Leistungsgesellschaft in einer globalisierten Welt dadurch vorbereiten, dass man sie in Watte packt und ihnen ab Klasse eins eine Erfolgsgarantie unabhängig von ihrem Leistungsvermögen und vor allem ihrem Leistungswillen gibt.“

Und auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) spricht sich für die Beibehaltung des Sitzenbleibens aus. Wo, wenn nicht zuerst in der Schule, würde ein Kind oder Jugendlicher lernen, dass seine Bemühungen eine unmittelbare Folge hätten, so Bouffier. Er schließt damit die Freude über eine gute Note ebenso wie die Erfahrung ein, dass die Leistungen nicht ausreichen, um den nächsten Schritt in die höhere Jahrgangsstufe mitzugehen. „Ich bin überzeugt, dass es gerade für Kinder und Jugendliche demotivierend ist, zu sehen, dass man auch ohne eigenen Einsatz die nächste Stufe erklimmen kann. Bel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren