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02.03.13 / Udo zum Dritten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Udo zum Dritten
von Vera Lengsfeld

An Partys und „Events“ ist Berlin wirklich nicht arm. Aber letzten Sonnabend gab es im Stage Theater etwas Besonderes: Das Musical „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg startete ins dritte Jahr.

Damit ist es das am längsten gespielte Musical in der Hauptstadt. Wer es gesehen hat, weiß, warum das Stück so erfolgreich ist. Nur wenige Meter vom ehemaligen Todesstreifen entfernt wird ein Stück Zeitgeschichte gegeben, das unter die Haut geht.

Zu Beginn erinnern Dokumentaraufnahmen an den Bau der Mauer und führen vor Augen, wie diese Grenze aussah, die 28 Jahre lang die Stadt zerriss und deren wenige Überbleibsel heute viel zu harmlos anmuten. Und dann geht es richtig los: mitreißende Songs begleiten die legendäre Ost-West-Liebesgeschichte, die autobiografische Züge trägt.

Thomas Brussig als Buchautor erwies sich als besonderer Glücksgriff. Nicht nur, weil Brussig als ehemaliger DDR-Bewohner viel Expertise über das Lebensgefühl in einer geschlossenen Gesellschaft mitbrachte, sondern weil er den Stoff mit viel Humor bearbeitete. Er sorgte dafür, dass die Story nie in den Kitsch abglitt, dass die Stasi nicht als alles beherrschender Dämon auftrat, dass die DDR-Realität zwar in ihrer Härte abgebildet wird, aber gleichzeitig in ihrer Lächerlichkeit. Diese Mischung bewirkt, dass auch ganz junge Leute von der Handlung gepackt werden.

Und dann die Songs! Manche an die dreißig Jahre alt, wie der legendäre „Sonderzug nach Pankow“, aber mitreißend wie eh und je. Immer wieder sang das Publikum mit, auch wenn der eine oder der andere Textbaustein fehlte.

Gelungen ist der Regie vor allem der Wechsel vom Spiel zur Dokumentation und zurück. Wie die Ausschnitte aus dem Lindenberg-Konzert von 1983 im Palast der Republik mit der Performance des kongenialen Lindenberg-Darstellers Serkan Kaya kombiniert werden, ist eine Meisterleistung.

Aber auch die leisen Töne stimmen. Wenn Jessy, das Mädchen aus Ost-Berlin, singt: „Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr“, hält das Publikum den Atem an und die Tränen zurück.

Die Jubiläumsvorstellung am Sonnabend endete mit einem Auftritt des wirklichen Udo, der sich bei seinem tollen Musical-Team bedankte.

In der Pause und beim „Get together“ nach der Vorstellung mischte sich Udo unter das Publikum. Die „Bild“ und der Berliner Rundfunk hatten tagelang nach Ost-West-Paaren gesucht. Die glücklichen Gewinner durften sich mit Udo ablichten lassen. Später auch die eingeladenen Ehrengäste, diesmal nicht die übliche Berliner Kulturschickeria, sondern DDR-Bürgerrechtler, für die sich Lindenberg schon zu DDR-Zeiten eingesetzt hatte. Ein toller Auftakt ins dritte Jahr, dem noch viele folgen sollen!


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