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02.03.13 / Versicherte zahlen Zeche / Streit um Überschüsse aus Bewertungsreserven bleibt ungelöst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Versicherte zahlen Zeche
Streit um Überschüsse aus Bewertungsreserven bleibt ungelöst

Grüne und SPD sind zu Verhandlungen bereit“, so Gerhard Schick (Grüne) gegenüber dem „Manager Magazin“. „Wir werden aber keiner Lösung zustimmen, die einseitig Versicherte belastet und nur die Wünsche der Versicherungswirtschaft um-setzt“, erklärte er die Blockadehaltung der beiden Parteien im Bundesrat. Da aber erneut im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat keine Einigung erzielt werden konnte, sieht es nicht so aus, als ob der Streit über die Verwendung der Bewertungsreserven von Lebensversicherungen vor der nächsten Bundestagswahl geklärt werden könnte. Dabei gibt es hier tatsächlich ein dringendes Problem, das gelöst werden müsste, doch da SPD und Grüne unbedingt den Eindruck erwecken wollen, sie würden hart gegenüber der Finanzbranche bleiben, ist eine Lösung nicht in Sicht.

Es klingt aber auch zu gut, wenn man seinen Wählern sagen kann, man habe dafür gesorgt, dass die Versicherer ihre Überschüsse aus den Bewertungsreserven voll an die Kunden auszahlen müssen. Dumm nur, wenn man weiß, dass Überschüsse aus Bewertungsreserven keine wirklichen Gewinne sind. Es handelt sich hierbei um fiktive Werte. Wer ein Haus bewohnt, das vor fünf Jahren noch 250000 Euro wert war, er jetzt aber 280000 Euro dafür bekommen würde, ist schließlich auch nicht um 30000 Euro reicher, da er das Haus nicht verkaufen will. Kunden, deren Lebensversicherungen aber jetzt fällig werden, bekommen nach der alten Regel von diesem fiktiven Gewinn einen Teil ab. Dass dies keineswegs so sehr zulasten der Versicherungen geht, sondern zulasten der anderen Versicherten, scheint man bei der SPD und den Grünen nicht zu durchschauen oder für zu kompliziert zu halten, um es seinen Wählern zu erklären.

Da Aktienkurse derzeit relativ hoch sind, und vor allem festverzinsliche Wertpapiere, die schon länger im Bestand der Versicherung sind, hohe Kurse aufweisen, da vor einigen Jahren die Zinsen höher waren, ergeben sich bei Aktien und Anleihen derzeit hohe Bewertungsreserven. Doch gerade bei den festverzinslichen Wertpapieren sind die aktuellen Kurse von 103 oder 106 Prozent nicht real, denn am Ende der Laufzeit werden diese nur zu 100 Prozent zurückgezahlt. Da Versicherungen das Geld ihrer Versicherten vor allem in festverzinsliche Wertpapieren anlegen, sorgen diese fiktiven Kurse der hochverzinslichen Anleihen aus dem Altbestand für eine beachtliche Bewertungsreserve. Bei Fälligkeit einer Lebensversicherung wird nun ein Teil dieses fiktiven Überschusses mit ausbezahlt. Am Ende ist aber ein reales Minus in der Kasse, da Geld ausbezahlt wurde, was nur auf dem Papier stand. Das reale Minus müssen dann später jene verkraften, deren Lebensversicherung dann ausgezahlt wird. Die jetzige Niedrigzinsphase schmälert zudem die Rendite von in der Zukunft fälligen Lebensversicherungen zusätzlich. Rebecca Bellano


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