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02.03.13 / Der Euro ist die Fessel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Der Euro ist die Fessel
von Hans Heckel

Ein irrwitzig aufgeblähter Staatsapparat, gigantische Verschuldung, der viel zu starre Arbeitsmarkt, Korruption und Steuerhinterziehung als Volkssport – das alles steht für die Misere Italiens. Und da kapieren es die Italiener nicht, dass sie ihr Land von Kopf bis Fuß reformieren müssen? Da wählen sie stattdessen „Populisten“?

Wer die Frage so stellt, und das tun die deutschen Leitmedien, der zielt am Kern vorbei. Italien ist seit Generationen ein Land, vor dessen innerer Verfasstheit es den preußischen Freunden von Ordnung und Effizienz gruselt. Dass dort nicht schon vor Jahrzehnten alles kollabiert ist, erscheint uns Deutschen als unerklärliches Mysterium.

Aber Italien ist nicht zusammengebrochen. Hinter der mafiösen Dauerkrise des südlichen „Mezzogiorno“ wird der prosperierende Norden des Landes allzu gern übersehen. Dort haben sich allen Widrigkeiten zum Trotz wirtschaftsstarke Wohlstandsregionen allererster Ordnung entwickelt.

Wie ging das? Verkrustung und Chaos im Innern konnte Italien in der Vergangenheit ausgleichen durch seine schwache Währung. Mit wiederkehrenden Abwertungen der Lira wurden die Schwächen des Systems nach außen abgepuffert, so dass die Unternehmer der Halbinsel ihre aus Korruption, starrem Arbeitsmarkt oder Bürokratie herrührenden Nachteile gegenüber dem Weltmarkt kompensieren konnten. Zudem sorgte die weiche Währung für hohe Zinsen, sowohl für die Bürger wie für Staat und Wirtschaft. Das hielt Italiener, wie übrigens auch Griechen, Spanier oder Portugiesen, davon ab, dem Hang zur mediterranen Sorglosigkeit allzu sehr nachzugeben.

Der Euro mit den plötzlich niedrigen Zinsen wirkte da wie die Droge auf den Suchtgefährdeten, die Verschuldung explodierte. Schlimmer noch: Sie explodierte in einer Währung, die viel zu hart ist und überdies den Weg zur Außenabwertung verbaut.

Es ist das Euro-Konstrukt an sich, das in diese Krise geführt hat. Nur über den Euro werden zudem die Deutschen zu Leidtragenden von Entscheidungen an italienischen Wahlurnen, denn eine „gemeinsame Währung“ bedeutet am Ende eben doch „gemeinsame Kasse“, auch wenn die Euro-Propagandisten dies bis zur Einführung der „Rettungsschirme“ frech bestritten haben.

So wird der Euro schuld sein, wenn nun die Deutschen und andere Nordvölker über die Vergemeinschaftung aller Schulden für die „populistischen“ Versprechungen eines Beppe Grillo oder Silvio Berlusconi bezahlen sollen. Wer diese Belastungen (zu Recht!) für unzumutbar hält, der sollte nicht auf die Italiener schimpfen, sondern jene zur Rechenschaft ziehen, die Deutschland, Italien und die anderen 15 Länder in das Fiasko der Einheitswährung geführt haben.


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