Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013
Finsternis von links Die glühendsten Eiferer einer Sache sind später oft deren eifrigsten Widersacher. Der vor 30 Jahren gestorbene Arthur Koestler gehört mit zu jenen, die vom Saulus zum Paulus wurden. Anfang der 1930er Jahre, als der gebürtige Ungar in Berlin als stellvertretender Chefredakteur für die „B.Z. am Mittag“ tätig war, trat er der KPD bei und agitierte fortan vehement für den Sieg des Sozialismus. Nur ein knappes Jahrzehnt später schrieb er mit dem Roman „Sonnenfinsternis“ seine weltbekannte Abrechnung mit dem Stalinismus. Was war geschehen? Die stalinistischen Säuberungen und Schauprozesse, denen unter anderem der bolschewistische Journalistenkollege Karl Radek und der Marxist Nikolaj Bucharin zum Opfer fielen, ließen bei Koestler das Fass überlaufen. Deren Folterschicksale und eigene Hafterlebnisse, die der Kriegsberichterstatter in Spanien machte, wobei er von Franco-Soldaten eingesperrt worden war, verknüpfte er in „Sonnenfinsternis“ zu einem zeitlosen Dokument über Isolationshaft. Diese bricht am Ende den aufrechten Häftling Rubaschow, der wegen angeblicher konterrevolutionärer Taten einsitzt. Der Stalinismus hat Koestler nicht brechen können, wohl aber ein anderes Krebsgeschwür. An Leukämie erkrankt, nahm sich der 77-Jährige am 3. März 1983 in London das Leben. Harald Tews |
Artikel ausdrucken | Probeabobestellen | Registrieren |