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02.03.13 / Anknüpfen an deutsche Traditionen / Königsberg ließ das »Fest der langen Wurst« wieder aufleben – mit Vorträgen und Ritterspielen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

Anknüpfen an deutsche Traditionen
Königsberg ließ das »Fest der langen Wurst« wieder aufleben – mit Vorträgen und Ritterspielen

Die Menschen im Königsberger Gebiet befinden sich auf der Suche nach einer eigenen historischen Identität. Im Zuge ihrer Forschungen stoßen sie auf deutsche Geschichte und Traditionen, an die sie gerne anknüpfen. So auch im Falle der auf eine deutsche Tradition zurückgehenden Feier der langen Wurst.

In Königsberg will man an die reiche historische Vergangenheit der Stadt erinnern und greift auf Feste und Traditionen der Deutschen zurück. Zu diesen gehört auch das Fest der „langen Wurst“.

Die Tradition reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert. 1520 hatten Königsberger Fleischer erstmals zum neuen Jahr eine 20 Meter lange Wurst hergestellt, die sie anschließend in einer Prozession durch die Stadt trugen. Mit jedem Jahr wurde die Wurst länger. Eine Tradition hatte ihren Anfang genommen. Zum Tragen der Wurst waren einige Dutzend kräftige Männer vonnöten. Begleitet wurden sie von Fahnenträgern, Musikanten und zahlreichen Schaulustigen. Die Prozession begann bei einer Fleischerei, bewegte sich dann in Richtung Schloss, wo der Herzog und seine Gefolgschaft den ersten Wurstabschnitt erhielten. Danach wurde die Wurst durch die alten Stadtteile Altstadt, Kneiphof und Löbenicht getragen, wo sie auf dem Weg weiter an Länge verlor, weil die Bürgermeister und Priester ihren Anteil erhielten. Die Prozession endete in Löbenicht, wo die Fleischer gemeinsam mit den Bürgern ein Festmahl veranstalteten und den Rest der Wurst aufaßen.

1601 gab es zum ersten Mal eine Wurst in Rekordlänge von über 400 Metern. An ihrer Herstellung hatten drei Meister und Dutzende Gesellen gearbeitet, die Schinken von über 80 Schweinen und einige Kilogramm Pfeffer verarbeitet hatten.

Die Wurst von heute kann diesen Rekord zwar halten, doch wird sie nicht mehr durch die Stadt getragen. Das wäre bei der heutigen angespannten Verkehrssituation zu kompliziert. Dafür hat das Fest der Wurst in diesem Jahr mit dem Königstor einem würdigen Veranstaltungsort erhalten. Organisiert wurde es von den Mitarbeitern des Ozeanmuseums sowie örtlichen Fleisch- und Wurstfabrikanten.

Es ist nicht der erste Versuch des Ozeanmuseums, die Tradition der langen Wurst zu erneuern. Erstmals wurde anlässlich der internationalen Ausstellung „Agrokomplex 2007“ eine lange Wurst hergestellt. Quasi zur Probe wurde den Königsbergern damals eine Wurst mit einer Länge von 390 Metern nach altem Rezept vorgestellt.

Das diesjährige Wurstfest wurde von Theaterdarbietungen, Ritterspielen und Musikerauftritten umrahmt. Nach einem zweistündigen Programm gab es das lang erwartete Nasch­werk: frisch gebratene und köstlich duftende Würstchen. Die Fleischermeister versorgten die Anwesenden um das Königstor damit. Insgesamt wanderten 170 Kilogramm Wurst in die Mägen der zufriedenen Besucher.

Für die Herstellung einer derart langen Wurst benötigen die Fleischer lediglich 40 Minuten Vorbereitungszeit inklusive Zerschneiden des Fleisches, Zerkleinern im Fleisch­wolf und Würzen. Die Fleischmasse muss nur noch in Schweinedärme gefüllt, im Kessel gekocht und anschließend gebraten werden. Das Rezept für die Herstellung fanden die Metzger in einem deutschen Museum. Die Königsberger Wurst fand großen Gefallen bei den heutigen Stadtbewohnern. Jurij Tschernyschew


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