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02.03.13 / Revier markiert / Wie aus Kirchen Moscheen wurden und umgekehrt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-13 vom 02. März 2013

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Wie aus Kirchen Moscheen wurden und umgekehrt

Die beiden berühmtesten Umwidmungen einer Kirche in eine Moschee und umgekehrt stehen im türkischen Istanbul und im spanischen Cordoba. Beide Vorfälle ereigneten sich im Zuge kriegerischer Eroberungen und bewegen die Menschheit bis heute.

Die einstmals christliche Iberische Halbinsel wurde im 7. und 8. Jahrhundert von islamisch-arabischen Heeren fast gänzlich erobert. Im großen Stil zerstörten die nun regierenden moslemischen Herrscher die christlichen Kirchen oder wandelten diese in Moscheen um. Im Zuge der „Rückeroberung“ Spaniens durch christliche Heere handelten die neuen Herrscher nach dem gleichen Modell. Im Jahr 1236 wurde in Cordoba eine der größten Moscheen der damaligen islamischen Welt in eine christliche Kirche verwandelt. Zunächst nahmen die christlichen Herrscher nur wenige Veränderungen an dem Gebäude vor; doch im 16. Jahrhundert bauten sie in die ehemalige Moschee eine gotische Kathedrale ein. Der damalige Kaiser Karl V. soll bei einem Ortstermin gesagt haben: „Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte. Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt, dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür etwas zerstört, was einmalig in dieser Welt ist.“ Eine konkrete Quelle für diese Äußerung gibt es zwar nicht, aber sie deutet zumindest den Sinn dieses christlichen Kaisers für Architektur und Kunst an, der in der Reformationszeit eine so bedeutende Rolle spielte.

Im Zuge der Eroberung Konstantinopels, dem zentralen Sitz der orthodoxen Christenheit, wurde im Jahr 1453 die Hagia Sophia, die wichtigste Kirche der Orthodoxie, vergleichbar mit dem Petersdom in Rom, in eine Moschee umgewandelt. Die islamischen Herrscher ließen diesen Zentralbau mit der großen Kuppel unberührt, gestalteten aber den Innenraum bis auf wenige Wandmalereien völlig um. Sie setzten vier Minarette als Zeichen des islamischen Sieges an die vier Ecken der Kirche. Dem Vorbild der frühchristlich-byzantinischen Architektur blieben sie jedoch treu, wie der Neubau der Süleymaniye-Moschee (erbaut 1550 bis 1557) in Istanbul und auch die heutigen Neubauten zeigen.

Dem Erdboden gleichgemacht wurde aber die berühmte Apostelkirche von Konstantinopel, die „Aghioi Apostoloi“, 1461 geschliffen, um Platz für die Fatih-Moschee zu schaffen. Dieses Schicksal erlitt auch die Grabeskirche in Jerusalem im Jahr 1009 durch Kalif al-Hakim (985–1021). Als Ort der Kreuzigung und Auferstehung Jesu ist sie das Hauptheiligtum der Christenheit, vergleichbar mit der Kaba in Mekka. Der islamische Herrscher löste damit die christlichen Kreuzzüge und kriegerische Auseinandersetzungen über Jahrhunderte aus.

Die jüngsten Umwidmungen und Zerstörungen von Kirchen durch islamische Bewegungen geschahen in den letzten 100 Jahren durch die nationalistischen Jung-Türken. Anfang der 1920er Jahre eroberten sie die von christlichen Griechen gehaltene Westküste Kleinasien, vertrieben die Bevölkerung, zerstörten Kirchen und Klöster oder wandelten sie in Moscheen um. H.E.B.


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