© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Zypern: Fass ohne Boden?
Ökonom warnt eindringlich vor nächstem »Rettungsschirm«

Nun soll alles ganz schnell gehen: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat seinen hinhaltenden Widerstand gegen eine schnelle Hilfe für Zypern aufgegeben. Wie er in einer gemeinsamen Erklärung mit seinem französischen Ministerkollegen Pierre Moscovici bekanntgab, soll noch vor Ende März eine Einigung erzielt werden.

Auslöser für die plötzliche Freigiebigkeit Berlins war der Wahlsieg des Konservativen Nikos Anastasiades bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen auf der Insel. Bei den Hilfen geht es laut Schätzungen um 15 bis 20 Milliarden Euro.

Oder doch viel mehr? Lorenz Jarass, Wirtschaftswissenschaftler an der Hochschule Rhein-Main, warnt eindringlich. In der „Wirtschaftswoche“ erklärte der 51-Jährige, mit der angestrebten Zypern-Hilfe könne ein „Teufelskreis aus immer neuen Kreditzusagen“ ausgelöst werden, wie schon bei Griechenland, „bis sich Europa übernimmt“.

Es handele sich vor allem um das Geld russischer „Steuervermeider“, das von einer Pleite zypriotischer Banken bedroht sei und nun auf Kosten deutscher Steuerzahler „gerettet“ werden solle. Laut den Angaben von „Global Financial Integrity“ weise die Insel pro Jahr etwa 150 Milliarden US-Dollar Direktinvestitionen in Russland auf. Das sei natürlich kein zypriotisches Geld, das Land habe eine jährliche Wirtschaftsleistung von nur 23 Milliarden Euro. Es sei das umgeleitete Geld russischer Steuervermeider, das so nach Russland zurückkehre.

An der Dimension der Summe will Jarass offenbar absehen, welche Geldmengen tatsächlich auf Zypern im Feuer windiger Anlagen stecken und notfalls von Steuerzahlern ersetzt werden sollen. Es sei das Beste, Zypern einfach pleitegehen zu lassen, so Jarass. H.H.