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09.03.13 / »Klimaschutz«-Desaster / Rathaus Zehlendorf-Steglitz: Sanierungskosten außer Kontrolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

»Klimaschutz«-Desaster
Rathaus Zehlendorf-Steglitz: Sanierungskosten außer Kontrolle

Norbert Buchta gibt sich dramatisch. Der Chef der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung von Zehlendorf-Steglitz warnt, es „könnte zu einem Abwahlantrag gegen den Bürgermeister kommen – um ein Zeichen zu setzen“. Grund für den Alarm: Der von einer schwarz-grünen Zählgemeinschaft regierte Berliner Bezirk hat sich bei der Sanierung seines Rathauses finanziell massiv verhoben.

Im April 2008 hatten Bürgermeister Norbert Kopp (CDU), Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD) und Umweltstadträtin Anke Otto (Grüne) ein „Zukunftsgespräch“ abgehalten, bei dem es darum ging, das Rathausgebäude „klimafreundlich“ umzugestalten. „Energieverbrauch Null“ war angepeilt. Die beteiligten drei Kommunalverwaltungen ließen sich in einer „Zukunftswerkstatt“ von Experten Sanierungsvarianten präsentieren und entschieden sich für die teuerste Lösung. Das Institut „fhochx“ errechnete schließlich 11,63 Millionen Euro Kosten. Der Bezirk prognostizierte zunächst 15 Millionen.

Stäglins Beamte äußerten jedoch schon Anfang 2009 erste Zweifel: Die Berechnungen zu Energieeinsparungen und zur Wirtschaftlichkeit seien nicht nachprüfbar, zudem sei die Frage zu erörtern, ob durch die Bauarbeiten nicht mehr CO2 freigesetzt werden würde, als man später durch die „sehr spärliche Ener­gieeinsparung“ wieder gutmachen könne. Aber weder Stäglin noch Otto oder Kopp hörten auf die mahnenden Worte. Stattdessen beschloss das Bezirksamt im April 2009 die „energetische Sanierung“ des Rathauses. Ende 2009 schätzte „fhochx“ die Kosten bereits auf 14,7 Millionen Euro, im Juni 2010 lag die Prognose bei 16,6 Millionen.

Im Dezember 2010 dann der Schock: Jetzt schätzte der Sieger des Architektenwettbewerbes allein die Sanierung der drei Gebäude auf 20,7 Millionen, dazu kämen Arbeiten wie die Dachverstärkung für die Solaranlage und der Brandschutz, was noch einmal 13,4 Millionen Euro kostet. Kurze Zeit danach, im April 2011, zog das Bezirksamt die Reißleine und stoppte das Projekt. Bau­stadtrat Stäglin suchte angesichts des Desasters das Weite. Er wurde im November 2011 Baudezernent der Stadt Halle. Der Versuch der SPD, aus der gemeinsam verantworteten Pleite mit dem Abwahlantrag gegen den CDU-Bürgermeister politisches Kapital zu schlagen, nimmt im Bezirk kaum jemand ernst. Theo Maass


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