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09.03.13 / Luftschutz für Boote / Deutsche Marinegroßbauten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Luftschutz für Boote
Deutsche Marinegroßbauten

Nachdem die deutsche Kriegsmarine im Sommer 1940 die Atlantik- und Kanalhäfen in Besitz genommen hatte, wurde entschieden, für jedes von Feindfahrt zurückgekehrte U-Boot einen geschützten Liege-, Ausrüstungs- und Reparaturplatz zu schaffen. Bald kamen Schutzbauten für Schnellboote und Minenräumfahrzeuge hinzu. Die vor sieben Jahrzehnten entstandenen massiven Bauwerke, die die in ihren Häfen wehrlosen Boote vor feindlichen Bomben schützen sollten, zeugen noch heute vom erbitterten Ringen zur See. Sie sind Teil des größten Bauprojekts der Menschheitsgeschichte, der Verbunkerung Europas im Zweiten Weltkrieg, dessen Spuren selbst aus dem All noch deutlich sichtbar sind.

Der Historiker Michael Foedrowitz, der sich bereits durch mehrere Veröffentlichungen zu den Luftschutz- und Luftverteidigungsbauten auf diesem Gebiet einen Namen gemacht hat, schließt mit seiner Darstellung der Bunker der deutschen Schnell- und Räumbootbasen eine Lücke. Über die

U-Boot-Bunker gibt es seit Langem das Standardwerk von Sönke Neitzel, und Lars Hellwinkel hat kürzlich eine vorwiegend sozialhistorisch gehaltene Darstellung der deutschen Marinestützpunkte in Frankreich vorgelegt. Im Gegensatz zu den U-Booten führten die Schnell- und Räumboote einen unspektakulären und daher weitgehend unbeachteten Krieg. Dementsprechend gering ist das Dokumentations- und Forschungsinteresse an den für sie errichteten Schutzbauten. Erschwerend kommt die äußerst dürftige Quellenlage hinzu.

Foedrowitz hat sich davon nicht entmutigen lassen. Mit einem jahrelangen Recherche- und Reiseaufwand ist es ihm gelungen, eine Gesamtdarstellung zu diesem Thema zu schaffen. Dabei belässt er es nicht bei einer bauhistorischen Betrachtung, sondern er verliert nie den historischen Kontext aus den Augen. Nach einführenden Kapiteln über den Westfeldzug und den Einsatz der Schnell- und Räumboote stellt er die einzelne Stütz­punkte und die dortigen Schutzbauten vor. Breiten Raum nimmt die Beschreibung des weiteren Kriegsverlaufs mit den alliierten Luftangriffen auf die Stützpunkte ein. Ein Kapitel über das Nachkriegsschicksal der Bauwerke, die teils zerstört, teils weiter militärisch genutzt oder an zivile Nutzer vergeben wurden, sowie ein Blick in die Zukunft schließen die Darstellung ab.

Der Text ist nicht nur sehr informativ, sondern auch gut lesbar und überfordert den Leser nicht mit zu vielen technischen Details. Beeindruckend ist die Fülle an Illustrationen, seien es zeitgenössische Fotos, Pläne, Faksimiles von Dokumenten oder überwiegend vom Autor selbst gemachte Aufnahmen aus unseren Tagen. Ein Anhang sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis runden die Darstellung ab. Das Buch darf zu Recht einen Platz unter den Standardwerken zu den deutschen Marinegroßbauten beanspruchen.

Jan Heitmann

Michael Foedrowitz: „Bunker der deutschen Schnell- und Räumbootbasen an der Kanal-küste im Zweiten Weltkrieg“, Silvertant Erfgoedprojekten, Valkenburg (NL) 2012, gebunden, 328 Seiten, 69,90 Euro


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