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09.03.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Kulturelle Kot-Flecken / Was sich ein deutscher Minister unter der Türkei vorstellt, wer unsere Heuchelei ausbaden soll, und warum Eier wichtiger sind als Portugal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-13 vom 09. März 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Kulturelle Kot-Flecken / Was sich ein deutscher Minister unter der Türkei vorstellt, wer unsere Heuchelei ausbaden soll, und warum Eier wichtiger sind als Portugal

Der Herr Erdogan ist ein schwieriger Freund. Deutsche Politiker hatten den türkischen Ministerpräsidenten mit Blumen überschüttet, Kanzlerin Merkel knuddelte ihren osmanischen Kumpel aufs Innigste. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger warf sich vor Anbetung des Erhabenen von Ankara in Gedanken auf die Knie.

Erdogan fühlte sich mit jedem weiteren Busserl ein bisschen größer, wie das Angebern zu eigen ist. Irgendwann dachte er sich, jetzt, wo die sich alle so klein gemacht haben vor mir, kann ich endlich vom Leder ziehen. Also plusterte er sich auf und verdammte den Zionismus als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.

Ach du liebe Güte! In Berlin ging’s zu wie im Hühnerstall, wenn der Marder zu Besuch kommt. Man hatte sich den Mann vom Bosporus doch so angestrengt hübschgepinselt. War eine Heidenarbeit, zu der die Berliner alles in die Schlacht geworfen hatten, was sie an Realitäts- und Selbstverleugnung aufbringen konnten. Doch kaum, dass der Geschminkte sich bewegt, blättert die Farbe ab und sowas kommt zum Vorschein.

Damit nicht genug: Neben der Zionismus-Rede klatschte der alarmierende Bericht des Wehrbeauftragten in die Spree, der über unhaltbare Zustände in den türkischen Kasernen berichtet, in denen die deutschen Soldaten zum Schutz der Türkei vor ... ja, wovor eigentlich? Ach, ist ja auch egal, jedenfalls stinkt’s da gewaltig, im übertragenen wie im buchstäblichen Sinne.

Toiletten außen und innen mit Kot und Urin verschmiert, Schlamm in den sanitären Anlagen, dazu hat ein türkischer Offizier eine deutsche Soldatin angegriffen. Auch ist es den Deutschen, die auf Wunsch Ankaras die Türkei beschützen sollen, verboten, ihre Fahne zu hissen.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière beeilte sich ebenso wie SPD-Chef Sigmar Gabriel, der gerade bei der Truppe zu Besuch war, die Völkerfreundschaft wiederherzustellen. Die „Kulturen“ der Deutschen und der Türken seien eben unterschiedlich, belehrten sie die Bundeswehrsoldaten.

Wie bitte? Das wird den wohlsituierten Istanbuler Mittelschichtler aber freuen, was er da von deutschen Spitzenpolitikern hören darf. Nämlich, dass kotverschmierte Toiletten und dreistes bis offen aggressives Verhalten gegenüber Gästen, die er zu seinem eigenen Schutz selbst eingeladen hat, Ausdruck der türkischen Kultur seien.

Nicht das erste Mal, dass sich die Vortänzer „Politischen Korrektheit“ in ihren eigenen Pirouetten verheddert haben. Der Minister und der SPD-Chef wollten nur ums Verrecken nicht aussprechen, was jeder geradeaus denkende Deutsche oder Türke mit bloßem Auge erkennt: Dass es schlicht eine Sauerei ist, was die türkische Armee da unten mit den deutschen Soldaten treibt. Dass man sie mit ihrer eingebildeten syrischen (richtig, das war’s) Bedrohung in ihrer Sch... Verzeihung, in ihren Exkrementen sitzen lassen und sofort abziehen sollte.

Aber solche Worte traut man sich in Berlin nicht, also krochen de Maizière und Gabriel im Reflex unter die vermeintlich sichere Decke der „kulturellen Toleranz“, wo prompt der dicke Fettnapf auf sie lauerte. Wunderbar.

Von seinen Soldaten hat Thomas de Maizière ohnehin die Nase voll. Die seien nämlich „süchtig nach Anerkennung“. Hat er gesagt. Dann hat er das etwas heruntergespielt. Er habe vielleicht nicht den richtigen Ton getroffen, räumte der Minister ein, um gleich nachzuschießen: Aber seine Melodie stimme trotzdem. Aha, und was soll das jetzt wieder heißen? Woraus bestehen denn Melodien, wenn nicht aus Tönen? Und wie soll eine Melodie richtig sein, wenn ihre Töne danebengehen? Herrschaftszeiten, wie kann ein studierter Mann nur so einen Blödsinn reden! Thomas, wenn du noch mal was über Töne, Melodien oder die „türkische Kultur“ vom Stapel lässt, sperren wir dich auf’m Klo ein.

Soldaten sind nicht die einzigen Staatsdiener, die so manchem Zeitgenossen schwer auf die Nerven gehen. Polizisten gehören auch dazu, die „jammern“ zu viel, echauffieren sich Leute, die meinen, es wissen zu müssen. Und dann die Lehrer – ach, hören Sie auf! Soldaten, Polizisten, Lehrer, alles Weicheier geworden.

Vielleicht wären ja alle zufriedener, wenn die Soldaten – statt nach Anerkennung zu gieren – sich den vermissten Respekt durch hartes, soldatisches Auftreten selbst verschafften („Hamse überhaupt jedient, Sie Fatzke?“), wenn Polizisten rigoros durchgriffen, statt zu „deeskalieren“ und mit den Rädelsführern gewalttätiger, ungenehmigter Aufmärsche in stundenlange Verhandlungen einzutreten, wenn der Lehrer den unerziehbaren, die ganze Klasse terrorisierenden Störenfried an den Ohren aus dem Klassenzimmer zerrte und für den Rest der Stunde irgendwo wegsperrte, statt sich von ihm vorführen zu lassen. Na? Wär’ das was?

Um Himmels Willen! Wir haben die kreischenden Überschriften der Mittelmaßmedien schon vor Augen: „Neuer Bundeswehr-Skandal: Militaristischer Ungeist kehrt zurück!“ Oder: „Parteiübergreifende Empörung über Polizeigewalt! Evangelische Kirche und Antifaschistische Gruppen rufen zur Mahnwache auf!“ Und schließlich: „Prügel-Lehrer (hat Schüler am Ohr gezogen) suspendiert. Opfer Kevin S. nach 40-minütiger Einsperrung in psychologischer Betreuung. Wird er sich von dem Trauma erholen?“

Das geht also auch nicht. Ergo werden sich die Staatsdiener mit und ohne Uniform damit abfinden müssen, den Idioten der Nation zu geben. Irgendwer muss die Rolle ja spielen. Oder sollen wir unsere Heuchelei etwa selber ausbaden? Ich bitte Sie!

Außerdem trifft es andere öffentlich Bedienstete noch viel ärger als die Besagten. In Brüssel ist ein Rundbrief aufgetaucht, der sich an EU-Mitarbeiter richtet, welche nach Griechenland geschickt werden. Nach dem, was öffentlich bekannt wurde, liest sich der Brief wie ein Ratgeber für Abgesandte einer Besatzungsmacht, die in ein partisanenverseuchtes Protektorat beordert werden, Motto: Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr, dem einheimischen Pack ist nicht zu trauen!

In den Anschreiben wird den EU-Beamten dringend ans Herz gelegt, keinem Griechen ihren Beruf preiszugeben. Wenn ein Eingeborener fragt, sollen sie den Beruf des besten Freundes angeben und sich dazu einen gefälschten Lebenslauf ausdenken, in dem auf keinen Fall die EU auftaucht.

Das Schreiben ist mit „J“ unterzeichnet, und ganz Brüssel rätselt nun, welcher ranghohe EU-Offizielle sich hinter dem geheimnisvollen Kürzel verbergen könnte. Von den Nachnamen der EU-Kommissare fängt keiner mit „J“ an, von den Vornamen drei: Der von Haushaltskommissar Janusz Lewandowski (Polen), von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia (Spanien) und der des Kommissionspräsidenten höchstselbst: José Manuel Barroso (Portugal). Die EU-Emissäre sollten, so empfiehlt der Brief weiter, Fenster meiden, wenn es draußen zu Unruhen komme. Oder hieß es „zur Revolution“? In dem Schreiben wird düster von „X Toten“ gesprochen, die zu befürchten seien.

Na, die Herren der EU scheinen sich ja auf einiges gefasst zu machen. Glücklicherweise lässt man uns mit diesen grausigen Sachen weitgehend in Ruhe. Als in Portugal vor ein paar Tagen rund anderthalb Millionen Menschen gegen die EU-Politik auf die Straße gingen, standen bei den deutschen Sendern und Tageszeitungen so Sachen wie Steinbrücks Clowngeschichten oder bedenkliche Hühnereier ganz oben in der Reihe der „wichtigsten“ Meldungen. 1,5 Millionen, das entspräche auf die deutsche Bevölkerungszahl übertragen einer Demonstration von zehn Millionen Menschen gleichzeitig. Hat es hier noch nie gegeben. Um die deutschen Medienkonsumenten von so einem „europafeindlichen“ Volksaufstand abzulenken, konnte man die Hühnereier gar nicht gefährlich genug anmalen.


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