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16.03.13 / Doppelmoral

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-13 vom 16. März 2013

Jan Heitmann:
Doppelmoral

Das Brandunglück von Backnang ist tragisch und erschütternd. Als Ursache gilt ein technischer Defekt, weil es keine Hinweise auf Fremdverschulden und erst recht nicht auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gibt. Doch weil es sich bei den Opfern um Türken handelt, bekommt der Fall eine politische Dimension. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmer beeilte sich, höchstpersönlich am Unglückort zu erscheinen – ganz so, als ob er sich als Regierungschef für irgendetwas zu entschuldigen hätte. Dem ist aber nicht so. Backnang ist nicht Solingen oder Mölln, wo feige Täter wehrlose Menschen in ihrem Heim verbrannt haben. Es hätte genügt, wenn er seine Betroffenheit ausgedrückt hätte – so und nicht mehr, als er es wohl im Falle deutscher Brandopfer getan hätte.

Für die türkische Regierung zählen die ohnehin tragischen Fakten wenig. Sie arbeitet lieber weiter an der Vergiftung der sowieso schon komplizierten deutsch-türkischen Beziehungen, indem sie eine umfassende Untersuchung der „wahren Ursachen“ fordert. Damit unterstellt sie unterschwellig einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Brandes und zugleich den deutschen Behörden, etwas zu verschleiern. Darüber könnte man mit Rücksicht auf die Trauer, die in der Türkei verständlicherweise herrscht, hinwegsehen, wäre da nicht der Fall Onur U., einer der mutmaßlichen Totschläger vom Alexanderplatz. Der hat sich in die Türkei abgesetzt, wo er unbehelligt von den Behörden lebt. Der Verdacht drängt sich auf, dass diese ihn decken, um ihn vor einer Auslieferung und einer Verurteilung in Deutschland zu bewahren. Diese Doppelmoral Ankaras ist mehr als befremdlich.


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