25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.03.13 / Habemus Hartmut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-13 vom 16. März 2013

Habemus Hartmut
von Norbert J. Breuer

Deutschland ist die Heimat tausender erstklassiger Manager – daran herrscht bei uns wahrlich kein Fachkräftemangel. Kopfschütteln macht es da, dass jemand das daniederliegende Projekt Großflughafen Berlin übernehmen soll, dessen Zeiten bei der Deutsche Bahn in betriebswirtschaftlichen Vorlesungen mitunter gar als Beispiel dafür herhalten dürfen, wie man als Manager nach innen und außen über eine Dekade hinweg einen atemberaubenden Problemhügel aufhäufen kann; jemand der, passend dazu, über einige Jahre hinweg von 1000 seiner Manager-Kollegen auf den letzten Platz in punkto „Ansehen“ gesetzt wurde und zuweilen mit solch schmuckvollen Titeln wie „Sprachpanscher 2007“ geehrt wurde.

Deutsche Organisationskunst genießt weltweit höchste Wertschätzung und „Made in Germany“ ist nahezu ein Alleinstellungsmerkmal für deutsche Exporteure. Dass diese Gütesiegel mit dem Fiasko beim Bau des neuen Berliner Großflughafens eine schwer auswetzbare Scharte davon getragen haben, lässt sich anhand der nicht selten hämisch anmutenden ausländischen Kommentare leicht nachprüfen.

Welche „Heldentat“ will Hartmut Mehdorn, der eine „patriotische Berufung“ für den Posten verspürt haben soll, uns Steuerzahlern nunmehr als Vollender des Berliner Flughafens zusammenwerkeln? So lautet die Frage, die im Lichte seines hochgerühmten „Selbstbewusstseins“ mit angemessener Bangigkeit gestellt werden muss, nachdem sich vor wenigen Wochen doch auch „Air Berlin“ „mit sofortiger Wirkung“ von ihm trennte; woraufhin deren Aktienkurs signifikanterweise in die Höhe schnellte.

Stellenanzeigen sollen fortan ja so formuliert sein, dass ein alters-, staaten-, namen-, farb- und sprachloser Mensch undefinierbaren Sexus gesucht wird, der seine folglich kaum aussagefähige Bewerbung anonym hereinwirft. In vorliegendem Falle jedoch hätte gerade diese ideologisch fundierte Narretei uns die brennende Frage beantworten können, ob bei pur fachlicher Eignung als Alleinkriterium just der 70 Jahre junge Hartmut Mehdorn in die allerengste Auswahl katapultiert worden wäre. Und ob er mehr als andere in diesem Land allen jenen Anforderungen entspricht, die nun gefragt sind, um Deutschlands Renommee nicht weiter aufs Spiel zu setzen. Der Schaden wäre fast irreparabel.

So bleibt vorerst jenen desperaten Bürgern und Bahnkunden, die Mehdorn 2007 in einer Forsa-Umfrage zum „unsympathischsten Deutschen“ gewählt haben, nichts weiter übrig, als ihm reichlich Glück zu wünschen. Und jene, die ihn nun trotz obigen Wissens gekürt haben, sollten die Daumen besonders fest drücken.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren