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16.03.13 / Weg durch die Hölle / Roman über eine Flucht aus Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-13 vom 16. März 2013

Weg durch die Hölle
Roman über eine Flucht aus Ostpreußen

Ohne Zweifel, der 1944 in Ostpreußen geborene Autor Dieter Rutkowski hat viel recherchiert über die Zeit der Flucht aus seiner Heimat, die er selbst als Baby nicht bewusst miterlebt hat. Mit Liebe zum Detail entwickelt er seine Figuren und gibt seinem Roman „Schattenjahre“ eine abwechslungsreiche Handlung bei. Damit er jedoch keine reine Fluchtgeschichte erzählt, hat er seinem Roman eine zarte Liebesgeschichte, genauer gesagt sogar zwei, beigefügt, die jedoch nicht jedem gefällt, da es sich um homoerotische Liebeleien handelt.

Hauptfigur Jan Kowalski ist der Sohn eines ostpreußischen Pferdezüchters und erlebt eine unbeschwerte Kindheit, bis die Russen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges so nah sind, dass sein Vater ihn, den Altknecht Kossmann, die Köchin Hilde mit Tochter Jenny und die beiden Zwangsarbeiterinnen aus Polen gen Westen schickt. Schon früh erleben sie etwas, was Jenny nur noch hysterisch schreien lässt, denn in einem Haus, in dem sie Schutz vor der kalten Winternacht suchen, finden sie eine von Sowjets brutal ermordete Familie. Und das wird nicht das letzte Mal sein, dass Jenny fürchtet, den Verstand zu verlieren, angesichts des Leids das sie überall sehen und auch selbst erfahren müssen. Als Rotarmisten Jenny vergewaltigen wollen, wirft sich der Altknecht dazwischen, was er nicht überlebt.

Der Autor schildert Jan als einen sehr femininen jungen Mann, der, als deutsche Soldaten unter den Flüchtenden junge Männer fürs Militär zwangsrekrutieren, sich fortan als Frau verkleidet, obwohl ihm so mehrfach die Vergewaltigung vor den Russen droht.

In einer Episode schildert Rutkowski nachvollziehbar, warum ein altes Ehepaar lieber wie Jans Eltern bei Heim und Hof bleibt, als zu fliehen. Obwohl die beiden wissen, dass ihnen der Tod droht, haben die Eltern zweier im Krieg gefallener Söhne nicht die Kraft, ihr Heim, in dem sie so viele glückliche Jahre verlebt haben, zu verlassen. Wenig schlüssig ist hingegen, dass Jan sein Herz nach dem Tod des Freundes Christian bereits so schnell an den polnischen Zwangsarbeiter Adam verliert.

Im Ganzen ist „Schattenjahre“ ein Roman, der viel Abwechslung bietet, aber man merkt, dass es eine erfundene Geschichte ist und daher erreicht er nicht die Dramatik, die so manche Flucht-erinnerung bietet. Bel

Dieter Rutkowski: „Schattenjahre. Eine Flüchtlingsgeschichte“, Mohland, Goldebek 2012, broschiert, 184 Seiten, 12 Euro


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