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23.03.13 / Eigenes Denken abgewürgt / Hannover: Rot-Grün raubt aus ideologischen Motiven Schülern die Chance, mehr über Gentechnik zu erfahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Eigenes Denken abgewürgt
Hannover: Rot-Grün raubt aus ideologischen Motiven Schülern die Chance, mehr über Gentechnik zu erfahren

Junge Menschen für die Wissenschaften zu begeistern ist eine Aufgabe des Bildungswesens, weil Technologien den Alltag prägen und Gegenstand politischer Entscheidungen sind. Die neue Landesregierung aus SPD und Grünen in Niedersachsen geht einen anderen Weg: Sie schafft das Projekt HannoverGEN ab, um eigenständiges Denken zu verhindern.

Seit 2008 können Schüler in Laboren an vier Stützpunktschulen Hannovers mit biotechnologischen Methoden experimentieren. Gleichzeitig setzen sie sich mit den Chancen und Risiken der gentechnischen Veränderung von Pflanzen auseinander und werden dabei von Wissenschaftlern und Didaktikern unterstützt. Dieses Schulprojekt wurde 2011 von der Bundesinitiative „Land der Ideen“ ausgezeichnet, dem „kaum eine Technologie ist in Deutschland so umstritten wie die Grüne Gentechnik. Hier setzt das Projekt HannoverGEN an. So vermittelt HannoverGEN nicht nur Wissen, sondern fördert auch den verantwortungsbewussten Umgang mit bioethischen Themen.“

Die Grünen und Green-peace sehen das anders. Sie werfen der damaligen CDU/FDP-Landesregierung vor, die Akzeptanz für genmanipulierte Lebensmittel erhöhen zu wollen. Munition in diesem Kulturkampf liefert ein Gutachten des „Bündnises für gentechnikfreie Landwirtschaft“ mit dem voreingenommen klingenden Titel „Keine Akzeptanzbeschaffung für Agro-Gentechnik in den Schulen! HannoverGEN und NiedersachsenGEN stoppen!“. Finanziert wurde die Studie unter anderem vom Bremer „Bündnis gegen Gentechnik in Lebensmitteln“, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, der AK Gegen Gentechnologie Göttingen und einigen Naturkostproduzenten. Der Lobbyismus wird indes nur auf Seiten der Projektbefürworter gesehen.

Die Projektverantwortliche Wiebke Rathje weist jedoch dem Gutachten methodische Fehler nach, zudem seien die aktuellen Unterrichtsmaterialien nicht berücksichtigt worden, sondern nur Internetquellen. Hinzu kommt, dass nur drei Prozent der Projektmittel von einer Million Euro aus der Wirtschaft stammen.

Eine Schülerin meinte im Zuge einer Debatte auf der Facebook-Seite der Grünen-Landtagsfraktion, dass die Jugendlichen auf eine Schule gehen, „um Bildung zu erlangen und nicht, um von unserer Regierung vorgelabert zu bekommen, was gut ist und was nicht“. Denn kein Politiker sei vorher gekommen, um zu erfahren, wie der Unterricht tatsächlich abläuft. Auf Unverständnis trifft auch die Reaktion des Agrarreferenten Josef Voss, der sagte: „Sie werden sicher Verständnis dafür haben, dass wir die Sachlage völlig anders beurteilen. Nicht das Auslaufen des Projekts HannoverGEN ist ideologisch motiviert, sondern das Auflegen dieses Projekts diente dem klaren Ziel, Akzeptanz für die bisher in breiten Bevölkerungskreisen nicht akzeptierte ,Grüne Gentechnik‘ zu schaffen.“ Aber gerade weil Gentechnik ein emotionales Thema ist, bedarf es der Information, um sich ein eigenes Urteil zu bilden und sich dafür oder dagegen auszusprechen, was anscheinend die Partei nicht einsieht.

Wie eine Ausrede klingt die Behauptung der Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD), dass auch die alte Landesregierung keine finanziellen Mittel für das kommende Schuljahr bereitgestellt habe. Schließlich legt der Koalitionsvertrag zwischen der SPD und den Grünen eindeutig fest, dass die Gentechnik aus dem Land verbannt werden soll. Der Abschnitt „Gentechnikfreies Niedersachsen“ beginnt mit der Erklärung: „Im Verbund mit der Landwirtschaft wird die rot-grüne Koalition alle Möglichkeiten ausschöpfen, Niedersachsen gentechnikfrei zu halten und dafür keine Fördermittel bereitstellen” und endet mit den lapidaren Worten „Das Projekt HannoverGEN wird beendet“. Die hannoversche Ratsfraktion der Grünen fordert jetzt eine „programmatische Einbindung“ in die naturwissenschaftliche Bildung an den Schulen durch die Landespolitik unter Einbeziehung „kritischer Organisationen und Verbände“. Diese Aussagen lassen nur den Schluss zu, dass die politischen Glaubensinhalte trotz möglicher Widersprüche nicht hinterfragt werden dürfen, besonders von den Heranwachsenden, die sich aus Parteisicht im schlimmsten Fall für eine Karriere in diesem Bereich entscheiden könnten.

Immanuel Kant erläuterte den Wahlspruch der Aufklärung „Sapere aude!“ damit, dass jeder den Mut haben soll, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Mit ihrem Vorgehen haben SPD und besonders die Grünen eine antiaufklärerische Haltung unter Beweis gestellt, indem sie die einzige Autorität in der Lehre sein wollen und die Gesinnung der Verantwortung vorziehen. Ulrich Blode


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