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23.03.13 / Nur die Besten der Besten / Singapur verschärft Visaregeln: Ohrfeige für deutsche Bildungspolitik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Nur die Besten der Besten
Singapur verschärft Visaregeln: Ohrfeige für deutsche Bildungspolitik

Bereits seit 1. Dezember 2012 ist es für deutsche Studenten erheblich schwieriger, einen „Work-Holiday-Pass“ für Singapur zu erhalten, um etwa ein Praktikum bei einem Unternehmen im reichen Stadtstaat zu machen. Nur noch Studenten von 22 der rund 450 deutschen Hochschulen dürfen in Singapur noch Praktika absolvieren und erhalten ein Visum. Studenten der übrigen Universitäten, der Fachhochschulen oder der Pädagogischen Hochschulen haben keine Chancen mehr, die begehrten Visa zu erhalten.

Der Schritt hat einige Bedeutung: Singapur gilt als ideales Sprungbrett für Karriereplanungen im asiatischen Raum. Wie bereits im Jahr 2012 hat die Weltbank Singapur nun erneut zum „best place to do business“ auserkoren. Mit einer Arbeitslosenquote von 1,8 Prozent herrscht in dem Stadtstaat nahezu Vollbeschäftigung. Hier kommt man mit Englischkenntnissen problemlos zurecht, gleichzeitig ist Singapur Standort der Südostasien-Zentralen zahlreicher internationaler Firmen. Insgesamt bietet Singapur also die perfekte Mischung, um Berufseinsteigern Karrieremöglichkeiten zu bieten – zumindest mit den bisher geltenden Visaregeln, die Studenten aller deutschen Hochschulen einen sechsmonatigen Aufenthalt ermöglicht hatten.

Die nun verschärfte Visa-Politik Singapurs dürfte allerdings nicht nur für deutsche Studenten enttäuschend sein, sie ist auch eine regelrechte Ohrfeige für die deutsche Bildungs- und Hochschulpolitik. Während vor 100 Jahren deutsche Universitäten weltweit als Maßstab gegolten haben, bescheinigt Singapur der deutschen Hochschullandschaft de facto nur noch Zweitklassigkeit.

Die hochgeschraubten Visa-Anforderungen sind allerdings nicht die einzige Veränderung in Singapurs Einwanderungs- und Arbeitsmarktpolitik. Für deutsche Verhältnisse fast undenkbar will die Regierung des Stadtstaates Unternehmen die Beschäftigung von niedrigqualifizierten Arbeitskräften zunehmend unattraktiver machen. Bei der Vorstellung des Budgets für das Jahr 2013 hat der stellvertretende Ministerpräsident Tharman Shanmugaratnam erst unlängst vorgerechnet, dass die Beschäftigten in Japan, den USA und der Schweiz im Durchschnitt rund 30 Prozent produktiver seien als in Singapur. Das Finanzministerium führt den Rückstand auf die bisher leicht verfügbaren Arbeitskräfte aus Süd- und Südostasien zurück. Diese sind billig, aber meist schlecht qualifiziert. Statt bestehendes Personal besser auszubilden und damit effizienter einzusetzen oder zu automatisieren, war es bisher kostengünstiger, Billig-Arbeitskräfte einzustellen. Das soll sich nach dem Willen der seit Jahrzehnten regierenden People’s Action nun ändern. Ursache dürfte allerdings weniger die Produktivitätslücke gegenüber Konkurrenten sein, als der Unmut der in der Bevölkerung immer mehr zunimmt. Selbst im multikulturellen Vorzeige-Staat Singapur wächst die Abneigung gegen weitere Zuwanderung. Während im Jahr 2000 nur acht Prozent der damals vier Millionen Einwohner Singapurs Ausländer waren, ist die Bevölkerungszahl inzwischen auf über fünf Millionen gestiegen, mittlerweile hat aber schon rund jeder dritte Erwerbstätige in Singapur einen ausländischen Pass. Künftig sollen Quoten für Unternehmen den Ausländeranteil an der Belegschaft begrenzen. Schon ab Juli soll etwa im Dienstleistungssektor der Ausländeranteil von bisher 45 Prozent auf 40 Prozent abgesenkt werden. N.H.


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