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23.03.13 / Missverhältnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Missverhältnis
von Ingo von Münch

Am 3. Adventsonntag des Jahres 2012 erschütterte das Schicksal einer jungen indischen Frau nicht nur die Öffentlichkeit ihres Heimatlandes, sondern die der ganzen Welt. Die 23-jährige Frau war in der Hauptstadt Indiens in einem Bus von sechs Männern auf bestialische Weise vergewaltigt worden. Das Opfer wurde auf Kosten der indischen Regierung in eine Spezialklinik in das 4000 Kilometer entfernte Singapur geflogen, wo die junge Frau nach erfolgloser Operation an den Folgen der Vergewaltigung verstarb. Die weltweite Anteilnahme an dem Schicksal der jungen Inderin wurde nicht zuletzt dadurch dokumentiert, dass sogar der Generalsekretär der Organisation der Vereinten Nationen sein „tiefes Bedauern“ über den Tod des Opfers aussprach und erklärte: „Gewalt gegen Frauen darf nie hingenommen, nie entschuldigt, nie toleriert werden.“

So begrüßenswert die Demonstrationen in Indien gegen die dort verübte Gewalt gegen Frauen sind, und so positiv die internationale Anteilnahme an dem traurigen Schicksal jener jungen Frau zu bewerten ist, so ist andererseits bemerkenswert, in welch auffallendem Missverhältnis das weltweite Interesse am Schicksal dieses einen Opfers zum relativ geringen Interesse an den Massenvergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen 1944/45 steht; denn: Nicht eine Frau, sondern rund zwei Millionen Frauen wurden zu jener Zeit von sowjetischen Soldaten vergewaltigt, viele von ihnen viele Male, nicht wenige vor den Augen ihrer Eltern oder ihrer Kinder, und nicht wenige deutsche Frauen und Mädchen starben an den Folgen dieser Gewalttaten. (siehe S. 10)


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