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23.03.13 / Seltene Punktlandung / Eine früher graue Elbinsel wird grün – dank Frühling und der Internationalen Bauausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-13 vom 23. März 2013

Seltene Punktlandung
Eine früher graue Elbinsel wird grün – dank Frühling und der Internationalen Bauausstellung

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wird in Hamburg seit 2006 für die Internationale Bauausstellung gebaut. Jetzt zeigt man die fertigen Ergebnisse.

Der späte Wintereinbruch kam den Bauplanern ganz schön in die Quere. Schnee und Eis sorgten dafür, dass sich die Bauarbeiten zur Eröffnungsfeier der Internationalen Bauausstellung am 23. und 24. März in Hamburg hingezogen haben. Wegearbeiten wurden zwar auf den letzten Drücker dank Bodenheizungen fertiggestellt, aber an manchen Neubauten konnten die Gerüste nicht mehr rechtzeitig entfernt werden.

Trotzdem hat man hier etwas geschafft, was heutzutage eine Seltenheit ist: Die terminliche Punktlandung eines baulichen Großprojekts. Während ein paar Kilometer weiter die immer teurer werdende Elbphilharmonie weiter auf ihre Fertigstellung wartet, hat man auf der Elbinsel im Stadtteil Wilhelmsburg innerhalb von sieben Jahren 46 Bauprojekte termingerecht abgeschlossen. Die restlichen 17 Projekte sollen innerhalb dieses Präsentationsjahres fertig werden. Und das bei einem bis zuletzt stabilen Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro, davon sind ein Drittel öffentliche Fördergelder.

Während jeder über die „nur“ (und noch) knapp halb so teure Elbphilharmonie redet, nimmt kaum jemand Notiz davon, dass es hier seit 2006 eine Bauausstellung gibt. Einzig Bahnreisende dürften kurz vor den Elbbrücken linker Hand die vielen Baukräne bemerkt haben sowie den protzigen wellenförmigen Neubau an der Bahnstation Wilhelmsburg. Der 200 Meter lange Bau mit den bunt gestalteten Fassaden, hinter denen die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt einzieht, soll das optische Eingangstor zur neuen Mitte Wilhelmsburgs sein.

Mit der Bauausstellung verfolgt die Stadt Hamburg denn auch den Zweck, den aus einem hohen Ausländeranteil bestehenden Problem-Bezirk aufzuwerten. Seitdem das auf einer großen Elbinsel zwischen Norder- und Süderelbe gelegene Wilhelmsburg 1962 von einer verheerenden Sturmflut betroffen war, bei der über 300 Menschen starben, ging es mit dem Arbeiterstadtteil bergab. Unter dem Motto „Sprung über die Elbe“ will man die früher vernachlässigten Gebiete südlich der Elbe aufpolieren. Dazu passt, dass ab dem 26. April auf der Elbinsel zusätzlich die Internationale Gartenschau (IGS) stattfinden wird.

Das graue Wilhelmsburg wird also richtig grün. So legt man bei der IBA den Schwerpunkt ganz auf Energieeffizienz und „Nachhaltigkeit“. Das wellenförmige Behördengebäude ruht auf 1600 Bohrpfählen, von denen die Hälfte als „Energiepfähle“ Erdwärme in das Gebäude leitet. Die Südfassaden von „Soft Häuser“ bestehen aus Textilmembranen, deren Dünnschicht aus Photovoltaikzellen Energie erzeugen. Zusätzlich soll der „Energiebunker“ (siehe unten) das ganze Quartier mit Wärme und Strom versorgen.

Trotz der schönen Vorzeigeprojekte regt sich erste Kritik. Anstatt zu zeigen, wie man einen Wohnbestand energetisch kostengünstig sanieren kann, habe man nur schöne Modellhäuser gebaut. So bemängelt Stadtplaner Jürgen Pietsch, dass sich die hohen Investitionskosten wie zum Bespiel die fast 27 Millionen Euro für den Energiebunker nicht amortisieren würden. „Die IBA hat punktuell etwas zuwege gebracht“, sagte er, „flächenmäßig, auf die gesamte Elbinsel bezogen, sind die Projekte nicht mehr als Briefmarken.“ Harald Tews


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