28.03.2024

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30.03.13 / Nie wieder Schnee?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-13 vom 30. März 2013

Nie wieder Schnee?
von Vera Lengsfeld

Seit 14 Tagen ächzt Berlin unter einer Schneelast, die es, da sind sich auch ältere Berliner einig, so im März noch nicht gegeben hat. Bis zu 20 Zentimeter hoch türmt sich die weiße Pracht auf, die, obwohl sie tagsüber immer wieder abschmilzt, von neuen Flockenwirbeln wieder aufgefüllt wird.

Wer täglich mit dem Auto zur Arbeit fahren muss, hat jeden Morgen zu tun, sein Gefährt von einer dicken Schneeschicht zu befreien. Die Straßenreinigung kommt nicht hinterher, der nächtliche starke Frost reißt immer neue Schlaglöcher in vielbefahrene Straßen. Man muss sich ständig neu im Slalom üben.

Nur in den seltenen Momenten, wenn die Sonne durch die dichten Wolken bricht und man sich zufällig im tief verschneiten Park aufhält, übt die Szenerie einen überwältigenden Zauber aus.

Die Berliner verlieren ihren Humor jedenfalls nicht. Vor unserem Haus hat der Cafébetreiber einen kunstvollen Schnee­osterhasen gebaut, der einen Strauß mit bunten Ostereiern im Schoß hält. „Always look at the bright side of life“, ist der Kommentar, den ein Vorübergehender auf ein Stück Karton geschrieben hat. Wie gut, dass an die bevorstehenden Osterfeiertage erinnert wird, denn Witzbolde haben schon begonnen, sich mit „Frohes Fest“ zu begrüßen oder zu verabschieden.

David Hasselhoff, der tatsächlich für ein paar Stunden aus New York in die Stadt kam, um an der East-Side-Gallery ein Spontan­konzert zur Rettung des angeblichen Mauerdenkmals zu geben, musste knöcheltief im Schneematsch waten, was seiner guten Laune aber keinen Abbruch tat. „I’m looking for freedom“, sang er gleich dreimal und hat damit immerhin bewiesen, dass seine Stimme auch a cappella trägt.

Um nach Freiheit Ausschau zu halten, waren die bunten Mauerteile aber wohl doch nicht der richtige Ort, denn als sie noch unbemalt waren, endete hier die Freiheit. David machte sich mit nassen Socken unverzüglich zurück nach Big Apple und ließ sein Publikum beglückt im Schneefall zurück.

War da nicht noch was? Ach ja, im Jahr 2000 hatte uns der „Spiegel“ unter der neckischen Überschrift: „Winter ade: Nie wieder Schnee ...“ den Klimaforscher Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut folgendes zu Protokoll geben lassen: „Winter mit starkem Frost und viel Schnee ... wird es in unseren Breiten nicht mehr geben.“

Der Spruch macht in Berlin die Runde, verbunden mit der Feststellung, dass nicht nur Politiker ihre Versprechen zu brechen pflegen, sondern auch Wissenschaftler. Die Berliner sind der Meinung, Latif sollte seine Forschungsgelder zurückzahlen und der „Spiegel“ sein Motto, wonach „Spiegel“-Leser besser informiert werden, zurückziehen.


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