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30.03.13 / »... zu viele Sozis ...« / Flieger, U-Boot-Kommandant, Kaufmann und Landespolitiker

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-13 vom 30. März 2013

»... zu viele Sozis ...«
Flieger, U-Boot-Kommandant, Kaufmann und Landespolitiker

Eigentlich wollte der am 18. März 1913 in Bremen geborene Reinhard Hardegen als Marineflieger die unendliche Weite des Himmels erobern und sein Leben nicht in einer engen Röhre unter Wasser verbringen. Nach seinem Eintritt in die Reichsmarine im April 1933 und den üblichen Ausbildungsstationen wurde er Beobachter und schließlich Pilot. Doch ein Flugzeugabsturz setzte seiner fliegerischen Laufbahn 1936 ein jähes Ende, da er ein verkürztes Bein nachbehielt. Mit List und Hartnäckigkeit gelang ihm 1939 die Versetzung zur U-Boot-Waffe. Im Dezember 1940 erhielt er das Kommando über U 147, mit dem er gleich beim ersten Einsatz einen norwegischen Dampfer versenkte.

Im Mai 1941 wurde er Kommandant von U 123. Nachdem er sich bei mehreren Feindfahrten bewährt hatte, lief er im Dezember 1941 zu einem Sondereinsatz an die amerikanische Ostküste aus. Das Ziel der Aktion war es, den Alliierten zu demonstrieren, dass die Kriegsmarine in der Lage war, den Handelskrieg mit U-Booten auch in entfernte Gewässer unmittelbar vor deren Tür zu tragen. Der Deck­name der Operation: „Unternehmen Paukenschlag“. Den ersten Dampfer versenkte Hardegen bereits auf dem Anmarsch. Ihm folgten innerhalb weniger Tage neun weitere auf den Meeresgrund. Großadmiral Karl Dönitz war zufrieden und funkte: „An den Paukenschläger Hardegen. Bravo! Gut gepaukt. Dönitz.“ Nach seiner

Rückkehr erhielt Hardegen dafür das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Bei seiner zweiten Feindfahrt über den Atlantik im Frühjahr 1942 knüpfte er an diesen alten Erfolg an und versenkte zehn weitere Schiffe, wofür er das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielt. Durch den anstrengenden Borddienst machten ihm mittlerweile seine bei dem Flugzeugabsturz erlittenen Verletzungen zu schaffen. Bisher hatte Dönitz, der von seinem Leiden wusste, ihn gedeckt, doch nun holte er ihn von Bord und ließ ihn Dienst als Ausbilder und im Torpedowaffenamt tun. Gegen Ende des Krieges wurde Hardegen Kommandeur eines Marineinfanterieregiments, das sich in Norddeutschland den weit überlegenen britischen Truppen entgegenstellte. Für die im Landkampf Ungeübten war es ein letzter Einsatz auf verlorenem Posten. Auch für Hardegen war die Zeit des Ruhms vorüber.

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1946 baute sich Hardegen in Bremen eine zivile Existenz als Ölkaufmann auf. Nebenher war er Mitbegründer der CDU in der Hansestadt. Seine Begründung für dieses politische Engagement ist ebenso verblüffend einfach wie überzeugend: „Wir waren der Meinung, dass es zu viele Sozis in Bremen gibt und wollten das ändern.“ Daraus wurde ein jahrzehntelanges politisches Wirken. Von 1959 bis 1979 gehörte Hardegen der Bremischen Bürgerschaft an, wurde Fraktionsvorsitzender und Schriftführer des Landesparlaments. Erst mit 70 Jahren zog er sich aus der Politik zurück.

Damit hatte er endlich Zeit für Reisen. Er umrundete Australien, gelangte mit einem russischen Eisbrecher zum Nord- und mit einem Schlitten zum Südpol, bewältigte die Nordwest- ebenso wie die Südostpassage. Insgesamt hat er weit mehr als 100 Länder bereist. Weit mehr als 100, das dürfte wohl auch das sein, was der älteste noch lebende deutsche U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges als Lebenserwartung anpeilt. Jan Heitmann


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