28.03.2024

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06.04.13 / Verlorene Jagd

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Jan Heitmann:
Verlorene Jagd

Journalismus ist ein schnelles Geschäft. Bei der Jagd nach der Nachricht kommt es auch auf die besten Plätze an. Das weiß jeder Journalist und das sollten auch die türkischen Medienschaffenden wissen. Doch während sie noch im redaktionellen Tiefschlaf lagen, hatten sich ihre Kollegen längst die Akkreditierung für den Münchener NSU-Prozess besorgt. Nun sind sie endlich aufgewacht, reden von Benachteiligung und beanspruchen einen Platz in der ersten Reihe. Die öffentliche Empörungsmaschinerie läuft auf Hochtouren, Medien und Politiker überschlagen sich in Solidaritätsbekundungen und Gerichtsschelte. Die türkische Regierung wiederum tut das, was sie immer tut, wenn es um die Einmischung in die inneren Angelegenheiten Deutschlands geht, sie stellt unverschämte Forderungen.

Das Oberlandesgericht hat bei der Platzvergabe nach Eingang der Anmeldungen formal vollkommen korrekt gehandelt. Es ist richtig, dass es auf seine Unabhängigkeit pocht und dem Druck nicht nachgibt. Das ist weder dumm noch unsensibel oder borniert, sondern konsequent. Das Verfahren ist ein Strafprozess und kein politisches Tribunal. Eine „lex NSU“, die politische Opportunität über das Recht stellt, gibt es nicht. Zweifellos birgt der bevorstehende Prozess viel Brisanz. Vielleicht sollte das Gericht beim nächsten vergleichbaren Verfahren einen Teil der Plätze für ausländische Medien reservieren. Aber auch die sollten nur nach der Reihenfolge fristgerechter Anmeldung vergeben werden. Wenn die türkischen Medien den Termin wieder verschlafen, haben sie eben Pech gehabt, weil andere bei der Jagd nach Plätzen und Nachrichten vor ihnen ins Ziel gekommen sind.


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