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06.04.13 / Vernachlässigte Verkehrsader / Wichtige Sanierung des Nord-Ostsee-Kanals wurde verschleppt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Vernachlässigte Verkehrsader
Wichtige Sanierung des Nord-Ostsee-Kanals wurde verschleppt

Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt und wird auf fahrlässige Weise seit Jahren vom Bund vernachlässigt. Für die Reedereien entstehen erhebliche Aufwendungen durch Sperrungen und Verzögerungen bei der Abfertigung.

Wiederholt war der Nord-Ostsee-Kanal Planungsgegenstand von Instandhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen. Ursprünglich hätte der Bau einer fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel und die Begradigung der Kanal-Oststrecke von Kiel bis Königsförde bereits 2010 beginnen sollen, um 2014 fertig zu sein. In Planung ist ebenso ein Neubau der Levensauer Hochbrücke. Zuletzt musste aber auch Peter Ramsauer als Bundesverkehrsminister einsehen, dass die Haushaltsmittel seines Ressorts nicht für alle Projekte aus dem Verkehrswegeplan reichen. Vor allem der Schleusenbau in Brunsbüttel ist überfällig. Die beiden großen Schleusenkammern sind derart marode, dass am 7. März eine Notreparatur fällig war und der Kanal eine Woche lang für Schiffe mit einer Länge von mehr als 125 Metern gesperrt wurde. Diese

mussten daraufhin den einen Tag längeren Umweg um die dänische Halbinsel nehmen, was einen mehrere zehntausend Euro umfassenden zusätzlichen Aufwand für die Reeder verursachte.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel zehrt als Betreiber seit Jahren von der Substanz. Dabei griff es auf eine Erfindung der damaligen Ingenieure zurück, indem die Schleusentore mit ihren Holzkufen auf Granitstreifen gleiten können, wenn die Unterwagen und Räder der Schleusen ausfallen. Aber auch dieses Material ist inzwischen verschlissen, so dass an einem neuen Behelf gearbeitet wird.

Mit dem Gesetz „betreffend die Herstellung eines Nord-Ostsee-Kanals“ vom 16. März 1886 sollte der deutschen Kriegsflotte eine Passage „von der Elbmündung über Rendsburg nach der Kieler Bucht“ ermöglicht werden. 1887 begannen die Bauarbeiten, die Eröffnung folgte 1895. Die veranschlagten Kosten von insgesamt 156 Millionen Mark für den nach Kaiser Wilhelm I. benannten Kanal wurden genauestens eingehalten. 1902 erließ der Reichstag eigens zur Finanzierung der Flotte und des Kaiser-Wilhelm-Kanals die noch heute geltende Schaumweinsteuer.

Den 1948 zum Nord-Ostsee-Kanal umbenannten Verkehrsweg durchfuhren 2012 rund 35000 Schiffe, mehr als den Suezkanal oder den Panamakanal. Damit ist er für die Ostseeanrainer und für den Hamburger Hafen von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Ramsauer will nun den 2012 begonnenen Bau der dringend benötigten fünften Schleuse in Brunsbüttel vorantreiben. Erst nach der voraussichtlichen Fertigstellung 2017 kann an die Generalüberholung der alten Schleusen gedacht werden. Die geplanten Investitionen betragen 300 Millionen Euro, wobei inzwischen sogar vor einem höheren Betrag und späterer Fertigstellung gewarnt wird. Die jährlichen Einnahmen der ursprünglich für den Kanalunterhalt gedachten Schaumweinsteuer lagen im Vergleich dazu zuletzt regelmäßig über 400 Millionen Euro. Ulrich Blode


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