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06.04.13 / Jahr Eins nach Weltuntergang / Ein Abstecher nach Honduras, um sich mal kurz aufzuwärmen – Nicht nur wegen der Temperaturen kommt man ins Schwitzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Jahr Eins nach Weltuntergang
Ein Abstecher nach Honduras, um sich mal kurz aufzuwärmen – Nicht nur wegen der Temperaturen kommt man ins Schwitzen

Bienvenidos!“ Eli González zieht galant seinen Pana­mahut und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Schon um 8 Uhr in der Frühe zeigt das Thermometer über 28 Grad im Schatten. Kurz zuvor ist ein kräftiger Regenschauer auf San Pedro Sula niedergegangen. „In diesem Teil der Welt haben wir sechs Monate Regenzeit“, sagt Eli fast entschuldigend. „Aber dafür ist es bei uns in Honduras immer schön grün, und uns wachsen die Bananen und viele andere tropische Früchte praktisch in den Mund.“

Vor allem durch das „grüne Gold“, die aromatischen Bananen, ist San Pedro Sula, die Wirtschaftsmetropole des Landes, reich geworden. Außer einem riesigen überdachten Markt mit bunten Ständen gibt diese Stadt allerdings nicht viel her. Das Ensemble unansehnlicher Gebäude mit blätternden Fassaden wird an Hässlichkeit nur noch von der oberhalb des Parque Central gelegenen klobigen Kathedrale aus dem Jahr 1949 übertroffen.

Einen Besuch hingegen lohnt das Museo de la Naturaleza, das mit einem breiten Spektrum sehenswerter Exponate aufwartet – von der Paläontologie bis zur Ökologie. Bei einem kurzen Rundgang durch die Stadt fällt die Präsenz schwer bewaffneter Polizisten auf, die mit aufgepflanztem Bajonett vor Banken und großen Geschäften stehen und ein wachsames Auge auf jeden vorbeiziehenden Passanten haben. Die Bandenkriminalität feiert in dieser Stadt fröhliche Urständ. Jeden Tag berichten die Zeitungen in epischer Breite darüber. „Aber keine Angst“, besänftigt Eli, „die Mafiosi machen das hier untereinander aus. Touristen sind nicht betroffen.“

Die hohe Kriminalitätsrate in diesem knapp acht Millionen Einwohner zählenden Land ist nur eine Seite der Medaille. Im Übrigen ist Honduras ein wunderschönes Land, das von riesigen Flächen tropischen Regenwaldes bedeckt sowie von hohen Bergen und zerklüfteten Felswänden gesäumt ist. Breite Wasserfälle stürzen ins Tal und ergießen sich in Bäche und Teiche. Unser Weg führt zunächst über holperige Straßen und schlammige Wege in Richtung Westen nach Copán Ruinas.

Das beschauliche Städtchen mit seinen schmucken weißen Häusern, deren rote Ziegeldächer schon aus der Ferne leuchten, ist der Ausgangspunkt zu den sensationellen Ausgrabungen der eins­tigen Maya-Zitadelle Copán, die während der Blütezeit der Siedlung zwischen 600 und 800 unserer Zeitrechnung errichtet wurde. Die Gebäude und Pyramiden auf dem Ruinenfeld sind verwittert, der einst weiße Kalkstein von einer grauen Schicht überzogen.

Bis heute bleibt es ein Rätsel, warum die Mayas ihre Kultstätten vor Jahrhunderten verließen. Da kann nur spekuliert werden. „Wir vermuten, dass über lange Zeit­räume kein Regen fiel und es aus Wassermangel zu Hungersnöten und wohl auch zu Revolten gegen die herrschende Priesterkaste kam“, erklärt ein Archäologe. Fest steht jedenfalls, dass die Tempel und Residenzen einst grell bunt bemalt waren und die Mayas ihren Göttern auch Menschenopfer brachten. Im nahen Museo de Arqueología Maya sind Altäre, Keramikwaren, steinerne Masken und der Nachbau des monumentalen Grabes einer Schamanin zu besichtigen.

Unser nächstes Ziel heißt Gracias. Die 1526 gegründete Stadt diente im 16. Jahrhundert als Hauptstadt des gesamten, durch die Spanier eroberten Mittelamerikas. Schöne alte Gebäude und barocke Kirchen zeugen von der einstigen Bedeutung der quirligen Kleinstadt, deren zentraler, betörend nach exotischen Früchten und Gewürzen duftender Markt zum Bummeln und Kaufen einlädt. Ein Zwischenstopp in Puerto Cortés beschert uns am Abend den laut Aussagen der Einheimischen „schönsten Sonnenuntergang der Welt“ in der Bucht von Omoa.

Doch es bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Prompt geht es weiter in die karibische Küstenregion rund um Tela. Statt der allgegenwärtigen Nachkommen der Mayas leben hier die Garifuna, Schwarzafrikaner, die auch heute noch ihre Sitten, Gebräuche und Tänze aus der alten Heimat pflegen und am weitläufigen Strand unter Palmdächern kulinarische Köstlichkeiten aus Fisch und Meeresfrüchten auftischen.

Eigentlich sollten die „Importe“ aus Afrika als Sklaven verkauft werden und auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, erzählt Eli. Nach mehreren Schiffskatastrophen kurz vor der Küste, so die Legende, erreichten viele von ihnen jedoch schwimmend das rettende Ufer, verbargen sich im Dickicht des Regenwaldes und lebten fortan als freie Menschen.

Nach unserer schweißtreibenden Entdeckungsreise kreuz und quer durch Honduras und einem Abstecher an die Moskitoküste, die ihrem Namen alle Ehre macht, ist Entspannung pur angesagt. Und wo kann man die Seele genüsslicher baumeln lassen als auf Roatán! Dieses von zutraulichen Delfinen und Myriaden exotischer Fische bewohnte Taucher- und Schnorchelparadies liegt etwa 50 Kilometer von der honduranischen Küste entfernt. Ein Traum, sich auf dem schneeweißen Strand im Schatten hoher Kokospalmen zu aalen und dabei einen kühlen Drink zu schlürfen.

Nachdem der angeblich im Mayakalender prophezeite Weltuntergang am 21. Dezember letzten Jahres ausgeblieben und der Kelch noch einmal an uns vorbeigegangen ist, genießen wir unseren Aufenthalt in diesem tropischen Paradies umso mehr in vollen Zügen. Salud! Uta Buhr


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