19.04.2024

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06.04.13 / Grüße aus der Vergangenheit / Ostpreußen auf Postkarten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Grüße aus der Vergangenheit
Ostpreußen auf Postkarten

Die Fleischermeistertochter Minna Thiemann hat sich wohl nie träumen lassen, dass ihr Faible für Postkarten eines Tages tausende von Menschen glücklich machen würde. Und dass ihre Freizeitbeschäftigung des frühen 20. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert helfen wird, eine inzwischen so nicht mehr vorhandene Stadt in ihrer alten Schönheit in Erinnerung zu bewahren, wäre der Professorengattin nie in den Sinn gekommen. Als sie 1883 den Breslauer Romanisten Eduard Koschwitz ehelichte, ahnte sie nicht, dass er im Jahr 1901 an die Königsberger Universität „Albertina“ berufen und diese Stadt fortan für einige Zeit ihr Lebensmittelpunkt werden würde. Begeistert sammelte Minna Koschwitz Postkarten aus Königsberg und dies wohl auch noch über den frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1904 hinaus, da viele der über 3000 Karten aus den Jahren danach stammen. Was aus der passionierten Sammlerin selbst wurde, ist unbekannt, ihre Sammlung jedenfalls gelangte über Umwege in den Besitz der Landsmannschaft Ostpreußen, wo der Schatz allerdings viele Jahre im Archiv schlummerte, bis er von dem Grafiker Bruno Fietz digitalisiert und von dem Historiker Wulf Wagner mit Texten versehen und in Buchform gebracht wurde.

Da die erste, von außen etwas steif und altbacken daherkommende Fassung sich nicht wie gewünscht verkaufte, gelangten die Rechte an dem Werk 2012 an den Battenberg Gietl Verlag, der die „Reise in die alte Heimat in 1000 Bildern: Ostpreußen“ mit einem frisch-freundlichen hellblauen Umschlag versehen hat.

Ist das Buch erst aufgeschlagen, kann man sich leicht darin verlieren. Wulf Wagner hat die 1000 schönsten Postkarten der Sammlung Koschwitz nach Ortschaften sortiert. Dafür musste er erst recherchieren, welche Orte die Karten abbilden, denn zu oft steht auf ihnen nur „Gruss aus Königsberg i. Pr.“ Manchmal möchte man weinen angesichts des Wissens, dass all die schönen Bauwerke und Zeitzeugen aus Stein wie das Königsberger Schloss, das zwar nicht schön ist, in dem sich aber historisch denkwürdige Dinge ereigneten, nicht mehr existieren. Reizvoll ist auch, dass auf vielen Postkarten Passanten zu sehen sind. Ob Schulkinder, Dienstmädchen, feine Damen mit Sonnenhut, Herren mit Spazierstock, Arbeiter in Handwerksmontur, Fischer mit ihrem Fang, Marktfrauen oder Kutscher, sie alle schauen oft den Betrachter direkt an, als wollten sie aus ihrer fernen Vergangenheit einen Gruß in die Gegenwart senden.

Und während man so in dem Bildband stöbert, verliert man sich in Nostalgie, selbst wenn man selbst das alte Ostpreußen nicht kennt. Den Bildband „Reise in die alte Heimat in 1000 Bildern“ gibt es übrigens auch noch für die historischen Ostprovinzen Schlesien und Pommern.

Rebecca Bellano

Wulf Wagner (Hrsg.): „Reise in die alte Heimat in 1000 Bildern: Ostpreußen“, Battenberg, Regenstauf 2012, geb., 400 Seiten, 16,99 Euro; Silke Findeisen (Hrsg.): „Reise in die alte Heimat in 1000 Bildern: Schlesien“, Battenberg, Regenstauf 2012, geb., 376 Seiten, 16,99 Euro; Gottfried Loeck (Hrsg.): „Reise in die alte Heimat in 1000 Bildern: Pommern“, Battenberg, Regenstauf 2012, geb., 384 Seiten, 16,99 Euro


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