© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-13 vom 06. April 2013

Lehrreich
Herrenhäuser im Baltikum

Kaum etwas hat Lettlands Kulturlandschaft so stark geprägt wie baltische Herrenhäuser und Landgüter. In einer noch bis zum 14. April im Ostpreußischen Landesmuseum (OL) laufenden Ausstellung kann man sich einen Eindruck machen von der prachtvollen Wirkung, die diese architektonischen Glanzlichter auf ein ganzes Land ausgestrahlt haben. Parallel dazu ist ein Buch erschienen, das mehr ist als nur ein üblicher Ausstellungskatalog.

Der von Ilse von zur Mühlen herausgegebene Hochglanzband „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“ ist ein Lese- und Bilderbuch der lehrreichen Art. Anhand der Entwicklung der Landgüter erzählt es einen Teil ostdeutscher Geschichte. Aufstieg, Blüte und Verfall der Herrenhäuser vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit sind beispielhaft für die Entwick­lung der deutschbaltischen Kultur bis zum Zweiten Weltkrieg. Auf den ersten 184 Seiten breiten die Autoren ein ganzes Panorama aus über livländische Geschichte, Lebensalltag auf den Gütern sowie bauliche Besonderheiten der Parkanlagen und schlossähnlichen Häuser, die von Architekten des Klassizismus wie Fried­rich Schinkel gestaltet wurden.

Bis zum Ersten Weltkrieg gab es rund 2000 solcher Bauten. Danach setzte das „Elend“ ein. Herrenhäuser wurden zu Pionier- und Erholungsheimen oder Kolchosesitzen umfunktioniert. Heute bewahrt man die Güter durch zaghafte Restaurierungen vor dem endgültigen Verfall. Ein Katalogteil zur Ausstellung im OL schließt dieses wunderbare Buch ab, das in keiner Bibliothek von Freunden deutschbaltischer Kultur fehlen sollte. Harald Tews

Ilse von zur Mühlen (Hrsg.), „Glanz und Elend. Mythos und Wirklichkeit der Herrenhäuser im Baltikum“, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2012, geb., 282 Seiten, 29,95 Euro