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13.04.13 / Gefährlicher Kaufrausch / Hohe Verschuldung privater Haushalte gefährdet Banken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-13 vom 13. April 2013

Gefährlicher Kaufrausch
Hohe Verschuldung privater Haushalte gefährdet Banken

Man sei in Kanada und nicht in einer Bananenrepublik, ereiferte sich der in der Opposition sitzende kanadische Chef der Sozialdemokraten über die jüngste Aktion des konservativen Finanzministers Jim Flaherty. Und auch die Banken im Land fanden nicht gut, was der Politiker getan hatte. Dabei hatte er im Grund nur einmal selbst zum Telefon gegriffen und von einem Mitarbeiter einmal greifen lassen und die Bank of Montreal und deren Konkurrent Manulife kontaktiert.

Anlass für Flahertys Anrufe war, dass die Banken kurz nacheinander die Zinssätze für fünfjährige Hypothekenanleihen von 3,09 Prozent auf unter drei Prozent gesenkt hatten. Auch Sicht des 63-jährigen Anwalts würden derart niedrige Zinsen die Refinanzierung der Banken gefährden, sollten die Zinsen am Markt allgemein wieder steigen. Und obwohl der kanadische Finanzsektor zu den am stärksten überwachten gehört, vertraute Flaherty weder auf den Selbsterhaltungstrieb der Banken noch auf seine Bankenaufseher und griff selbst mahnend ein. Ein Blick in die USA und nach Europa war dem Finanzminister offenbar Warnung, denn offenbar reizt es ihn wenig, mit Steuerzahlergeld Banken retten zu müssen.

Allerdings trieb ihn noch ein anderer Grund dazu, der Bank of Montreal und Manulife einen Anruf zukommen zu lassen. Aus seiner Sicht sind nämlich die kanadischen Privathaushalte mit über 160 Prozent der verfügbaren Einkommen an einem kritischen Verschuldungsgrad angelangt. Zugleich zeichnet sich am Immobilienmarkt eine Überhitzung ab. Daher möchte er falsche Kaufanreize in Form von niedrigen Hypothekenzinsen meiden, denn sollte die sich abzeichnende Immobilienblase platzen und die Wirtschaft in der Folge schwächeln, wäre die Rückzahlung zahlreicher Kredite gefährdet und somit die Banken des Landes in Finanznöten.

Aus europäischer Sicht sind die Probleme der Kanadier Kleinkram. Denn neben einer hohen Staatsverschuldung haben in Europa auch die privaten Haushalte oft weit über ihre Verhältnisse gelebt. Doch erstaunlicherweise liegen gar nicht die Spanier, deren private Verschuldung oft in den Medien Thema war, an der Spitze der größten Schuldner. Sie waren 2011 nur mit 125 Prozent ihrer verfügbaren Einkommen im Minus. In den letzten beiden Wochen sorgten stattdessen die als relativ finanzstark geltenden Länder Holland und Dänemark für überraschende Negativschlagzeilen. So warnte der Internationale Währungsfonds die Dänen vor den Risiken tilgungsfreier Immobilienkredite. Sie hätten dafür gesorgt, dass die Nordlichter mehr konsumiert haben, als für sie gut war, so dass sie jetzt schätzungsweise mit 322 Prozent ihrer verfügbaren Einkommen verschuldet sind. Und auch bei den Niederländern sorgt die schlechte Konjunktur derzeit dafür, dass immer mehr Kredite nicht bedient werden. Da die Holländer mit 250 Prozent ihrer verfügbaren Einkommen verschuldet sind, stehen schon jetzt mehrere Banken im Land finanziell mit dem Rücken zur Wand. Rebecca Bellano


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