© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-13 vom 13. April 2013

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Breker in der Hinterkammer

Geht man als Besucher durch das vom US-Stararchitekten Frank Gehry entworfene Städtische Museum „Marta“ in Herford, erlebt man eine Überraschung. Am Ende der Ausstellung zur politischen Kunst „Farbe bekennen – Was Kunst macht“, in der einige eher unbekannte zeitgenössische Künstler wie Thomas Hirschhorn, Wilhelm Sasnal oder Tino Sehgal ungewohnte Bildwerke und Installationen zeigen, betritt man unvermutet einen Raum mit 50 Plastiken von Arno Breker. Ja richtig, Hitlers Lieb­lings-Bildhauer! Heimlich, still und leise und von der Medienwelt kaum wahrgenommen, bilden seine wuchtigen Skulpturen einen merkwürdigen Kontrast zu den bescheiden-filigranen Werken seiner modernen Kollegen.

Jahrzehntelang im Nachkriegsdeutschland sowohl verfemt wie auch gefeiert, scheint sich heute niemand mehr an Breker zu stören. Es wurde auch langsam Zeit, dass man wenigstens in seinem Fall ein unverkrampftes Verhältnis zu seiner Kunst bekommt, mit der er außer sich selbst niemanden groß geschadet hat. Denn politisch konnte man Breker ohnehin nicht viel anhaben. Das sahen auch die US-Amerikaner ein, die Breker, der sich in der NS-Zeit für viele von den Nationalsozialisten verfolgte Künstler eingesetzt hatte, während der Entnazifizierungskampagne lediglich als „Mitläufer“ einstuften.

Bei früheren Breker-Ausstellungen wie zuletzt 2006 in Schwerin kam es noch zu vielen Protesten. In Herford ist dagegen alles ruhig. Auch weil man zu einem Trick griff: Es ist keine Breker-, sondern eine „Büchel“-Ausstellung. Der Saal mit den Breker-Figuren ist der Installationsbeitrag des Schweizer Künstlers Christoph Büchel zur Schau „Farbe bekennen“. Dazu bietet er in dem Saal noch bis zum 5. Mai kostenlose Modellierkurse an, in denen man Brekers Bronze-Luxuskörper nachahmen kann. Harald Tews